Voraussetzungen und technische Integration
Eine Kombination von sozialen Netzwerken mit Online-Shops kann das Weiterempfehlungsmarketing eines Unternehmens verbessern. Auch ist personalisierte Werbung heutzutage wichtig für ein effizientes Marketing. Der Ancud IT-Beratung GmbH ist es gelungen, eine Methode zu entwickeln, mithilfe derer sich soziale Netzwerke und Online-Shops professionell miteinander verknüpfen lassen.
Datenauswertung von sozialen Netzwerken
Im Zeitalter des Internets gewinnen soziale Netzwerke zunehmend an Bedeutung. In Plattformen wie Twitter, Facebook oder Google+ stehen die Nutzer stets in regem Kontakt und tauschen sich über neueste Trends und Erlebnisse aus. Eine Datenauswertung derartiger Netzwerke birgt für Unternehmen großes Potential.
Besonders vorteilhaft ist an der Nutzung von sozialen Netzwerken, dass meist Parallelen zwischen der Verbindung von Personen und Interessen bestehen. Findet eine Person beispielsweise ein bestimmtes Produkt gut, so empfiehlt sie es meist Freunden und Bekannten weiter. Dieses Netz aus Empfehlungen bietet wiederum ein hohes Potential für Shopbetreiber. Denn über eine Verknüpfung von Online-Shops und sozialen Netzwerken können Shopbetreiber maßgeschneiderte Empfehlungen an eigene Kunden weitergeben.
Verknüpfung zwischen Netzwerk und Online-Shop herstellen
Um schließlich eine Verknüpfung zwischen Netzwerk und Online-Shop herstellen zu können, muss zunächst ein Zugang zum sozialen Netzwerk angelegt werden. Im Falle von Facebook ist für die Nutzung der Daten eine eigene „App“ nötig. (Tutorial: Erstellen einer Facebook-Applikation) Diese fordert bei den Facebook-Nutzern die Erlaubnis ein, bestimmte Daten verwenden zu dürfen. Anschließend kann auf die entsprechende API (Application Program Interface) zugegriffen werden.
Für die Auswertung bzw. Empfehlung relevanter Daten ist schließlich eine eigene Speicherung nötig. Denn die Daten können nicht bei jeder Anfrage eines Shopbesuchers live im sozialen Netzwerk abgefragt werden. Für Struktur, Menge und Verknüpfung der Daten sind allerdings relationale Datenbanksysteme ungeeignet. Stattdessen sind NoSQL-Datenbanken erforderlich, die die Daten nicht in klassischen „Tabellen“ ablegen, sondern je nach Art des Datenbanksystems in einem Graph (Graph-Datenbanken), Schlüssel-Wert-Paaren (Key-Value-Stores) oder als Ganzes (Document Stores).
Für die Speicherung und Auswertung von vernetzten Informationen bieten sich Graph-Datenbanken wie Neo4J an. In diesem Falle werden die Informationen in Knoten, d.h. beispielsweise Personen und Objekte, sowie Kanten gespeichert. Die Kanten verbinden die Knoten miteinander, stellen sie also in eine Beziehung, und können noch weitere Eigenschaften tragen. So kann beispielsweise eine „Kennt“-Verbindung zwischen Personen hergestellt werden und zusätzlich die Information, seit welchem Jahr man eine Person kennt. Großer Vorteil dieser Art von Datenbank ist die Abfrage, da hier die sog. „Traversierung“ [1] beider Informationen entlang der Kanten gesucht werden. Diese Suchmöglichkeit ist zudem um ein Vielfaches effektiver als die Suche über verknüpfte Objekte in relationalen Systemen.
Technische Integration
Zur Verknüpfung von sozialem Netzwerk und Online-Shop bietet sich ein Enterprise Service Bus (ESB) [2] an. Open Source ESB sind bspw. Mule ESB oder OpenESB. Über den ESB lassen sich verschiedene Dienste in eine Unternehmenslandschaft integrieren. Der ESB kann auch die Schnittstelle zwischen sozialen Netzwerken und Online-Shop schaffen. Denn mithilfe des ESB lassen sich umfangreiche Daten eines sozialen Netzwerkes, die zuvor in einer Graph-Datenbank gespeichert wurden, auswerten.
Da Daten in sozialen Netzwerken grundsätzlich stark miteinander vernetzt sind, ist die Graph-Datenbank hier gegenüber relationalen Datenbanken vorzuziehen. Denn in einem Graph lassen sich Beziehungen deutlich schneller abbilden und auch wieder abrufen.
Anschließend werden die Daten über den ESB in den Online-Shop integriert. Dies sind in der Regel Informationen über den Nutzer, wie bspw. Alter, Geschlecht, Produktvorlieben etc. Dank der Schnittstelle zum Online-Shop können Produktangebote nun speziell auf den Bedarf des Nutzers abgestimmt werden.
Wie eingangs bereits erläutert, müssen Benutzer für eine erfolgreiche Verknüpfung ihre Daten erst freigeben. Dies muss auf der Plattform des sozialen Netzwerkes selbst passieren. Bei der Anwendung kann es sich hier beispielsweise um eine Newsseite oder um einen Webshop handeln. Aber auch ein sozialer Kanal kann der Verbreitung des Promotioncodes dienen.
Glossar
[1] Traversierung: In der Graphentheorie beschreibt die Traversierung ein Verfahren, um eine Route durch einen vorgegebenen Graphen zu finden, bei der jeder Knoten genau einmal besucht wird. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten der Traversierung: Breitensuche und Tiefensuche. Bei der Breitensuche werden zuerst alle Nachbarn besucht, bevor eine Ebene in die Tiefe gegangen wird. Bei der Tiefensuche geht man zuerst in die Tiefe, bevor man weitere Nachbarn besucht.
[2] Enterprise Service Bus (ESB): Ein ESB ist die zentrale Komponente einer serviceorientierten Architektur (SOA). In der SOA werden Informationen in Form von standardisierten Nachrichten zwischen verschiedenen Systemen ausgetauscht. Der ESB ist dabei der Nachrichtenbus, über den der Austausch von Nachrichten stattfindet. Als zentrale Strecke für Daten und Dienste unterstützt er die Integration von verschiedensten heterogenen Anwendungslandschaften. Großer Vorteil des ESB ist hierbei, dass er sich an Systeme andockt. Dadurch sind in diesen keine oder nur geringe Anpassungen nötig. Das Verwalten der Verbindungen, des Routings und der Konfiguration wird folglich auf den ESB verlagert.
Weiterführende Informationen
- Tutorial: Erstellen einer Facebook-Applikation
- Whitepaper: Enterprise Service Bus und Open Source
- Beispiel: OXID eShop mit Facebook verbinden
Co-Autoren: Arne Roßmann, Simon Flößer
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