Online-Bezahlung per Echtzeitüberweisung: Overlay- vs. Redirection-Verfahren


Die Echtzeitüberweisung bietet sowohl für Online-Händler als auch für Kunden gewisse Vorteile: Kunden können schnell und einfach mit ihren gewohnten Onlinebanking-Daten bezahlen. Händler hingegen müssen keine teuren Rücklastschriften fürchten. Da der Kunde die Zahlung selbst durchführt, kann er sie nicht wieder rückgängig machen – was beispielsweise bei Lastschrift- und Kreditkartenzahlungen innerhalb einer Frist von einigen Wochen möglich ist.Daher verwundert es nicht, dass immer mehr Händler die Echtzeitüberweisung als Zahlungsoption anbieten. Laut einer aktuellen Studie der PPRO Group tut das inzwischen fast die Hälfte der deutschen Shopbetreiber (47 Prozent).

Technisch gesehen lassen sich Echtzeitüberweisungsverfahren auf zwei verschiedene Arten realisieren: nach der sogenannten Overlay- und nach der Redirection-Methode. Bei einem Overlay-Überweisungsverfahren bekommt der Kunde im Bezahlprozess eine Webseite mit einem Formular für seine Onlinebanking-Daten angezeigt, die jedoch nicht zur Webseite der jeweiligen Bank gehört, bei der der Kunde das Konto führt. Die Overlay-Methode nutzen in Deutschland die Sofort AG mit „Sofort Überweisung“ und die PPRO Group mit „InstantTransfer“. Bei der Redirection-Methode dagegen wird der Kunde auf die Webseite seiner Bank weitergeleitet, über die er sich auch sonst in seine Onlinebanking-Umgebung einloggt. Das in Deutschland gängigste Redirection-Verfahren ist giropay; das zugehörige Unternehmen wurde im Jahr 2005 von Teilen der deutschen Kreditwirtschaft gegründet. Online-Händler, die in ihrem Shop Echtzeitüberweisung als Zahloption anbieten möchten, stehen also vor der Entscheidung, ob sie ein Overlay- oder ein Redirection-Verfahren einsetzen wollen – oder beides. Doch welche Aspekte gilt es bei der Auswahl zu beachten?

Höhere Kosten beim Redirection-Verfahren

Im Gegensatz zum Overlay- erfordert das Redirection-Verfahren erheblichen Entwicklungsaufwand aufseiten des Zahlartenanbieters, da es in die IT-Systeme der Bank integriert werden muss. Bis eine Redirection-Zahlart auf den Markt gebracht werden kann, muss der Anbieter mit den verschiedenen Banken die Bedingungen der Zusammenarbeit klären, Verträge schließen und schließlich die Integration in deren Backend-Systeme herstellen – all das kann mitunter Jahre dauern. Dementsprechend teuer fällt allein die Entwicklung aus, was sich natürlich auch im Preis für den Händler niederschlägt. Darüber hinaus sind die Banken beim Redirection-Verfahren am Umsatz des Bezahlarten-Anbieters beteiligt und erheben gegenüber dem Händler in der Regel eine Gebühr für jede Transaktion. Diese beiden Aspekte führen dazu, dass eine Redirection- im Vergleich zu einer Overlay-Bezahlart für den Händler in der Regel teurer ist.

Keine gemeinsame Entwicklung mit Banken nötig

Ein Overlay-Verfahren hingegen ist nicht in das Backend-System der Bank integriert. Der Payment-Anbieter nutzt stattdessen die öffentlich zugängliche Onlinebanking-Benutzerschnittstelle. Damit überweist der Kunde den Zahlbetrag von seinem Online-Konto aus, indem er seine Onlinebanking-Zugangsdaten auf einer sicheren Seite des Payment-Anbieters eingibt. Dieser loggt sich dann für den Kunden ein und füllt automatisiert das Überweisungsformular aus. Für den Kunden bedeutet das eine Arbeitserleichterung und für den Händler eine Verringerung von Fehlerquellen, wie etwa fehlerhafte Angaben des Verwendungszwecks. Die sensiblen Kundendaten sind dabei zu keiner Zeit für Dritte einsehbar, da die Übertragung verschlüsselt und ohne Speicherung der Daten erfolgt. Der Kunde erhält dann – wie bei einer Überweisung, die er selbst per Onlinebanking anstößt – eine TAN, mit der er die Transaktion bestätigt. Die TAN ist nur einmalig nutzbar und verfällt danach sofort. Somit können Betrugsfälle durch Dritte nahezu ausgeschlossen werden.

Aufgrund der bankenunabhängigen Entwicklung von Overlay-Methoden unterstützen diese meist eine weitaus größere Bankenvielfalt, sodass im Schnitt mehr Kunden über Overlay-Methoden bezahlen können als über das Redirection-Verfahren. Dieses Mehrangebot erhöht für Kunden die Wahrscheinlichkeit, dass das Verfahren die eigene Bank unterstützt, und hat für Händler dementsprechend den Vorteil einer geringeren Abbruchrate beim Bezahlvorgang.

Push Payment ist sicherer als Pull Payment

Was die Sicherheit der Kundendaten angeht, so ist sie bei beiden Verfahren sehr hoch, da sowohl Overlay- als auch Redirection-Verfahren sogenannte Push-Payment-Methoden sind. Das bedeutet, dass die Zahlung vom Kunden nach Eingabe seiner Login-Daten durch Knopfdruck selbst initiiert wird. Bei Pull-Payment-Verfahren ist es genau umgekehrt: Der Kunde übermittelt seine Daten zunächst an den Händler und dieser bzw. dessen Payment Service Provider verwendet sie dann, um die Abbuchung zu veranlassen. Bei Kreditkartenzahlung hingegen gibt der Kunde seine Kartendaten dem Händler, der dann die Zahlung in die Wege leitet, nicht der Kunde selbst. Ein weiteres Beispiel einer Pull-Payment-Methode ist die Lastschrift. Auch hier sendet der Kunde seine Bankdaten an den Händler, der dann die Zahlung einleitet. Beim Push-Payment – egal ob Overlay oder Redirection – muss der Kunde dem Händler keinerlei Daten preisgeben, sondern erhält vielmehr die Händlerdaten, an die er die Überweisung schickt. Die sensiblen Onlinebanking-Zugangsdaten des Kunden werden dabei zu keiner Zeit gespeichert, können also weder gestohlen noch missbraucht werden.

Geringes Risiko für Kunden und Händler

Weil bei Pull-Zahlarten der Kunde die Zahlung nicht selbst in Gang setzt, hat er hier grundsätzlich das Recht, sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums rückgängig zu machen – solche sogenannten Chargebacks stellen für den Händler immer ein Risiko dar. Bei Push-Verfahren besteht diese Möglichkeit nicht. Da der Kunde das Geld für gelieferte Ware nicht einfach wieder zurückbuchen kann, haben Händler hier ein vergleichsweise geringes Risiko für Zahlungsausfälle. Doch auch für Kunden sind Push-Verfahren wie z.B. Echtzeitüberweisungen sehr sicher, weil die sensiblen Bankverbindungs- und Zugangsdaten wie oben beschrieben vor Missbrauch geschützt sind. Zusätzliche Sicherheit ergibt sich daraus, dass eine Überweisung vom Kunden immer mit einer einmaligen TAN bestätigt werden muss. Aufgrund dieser hohen Sicherheit für Kunden und Händler, die Echtzeitüberweisungen sowohl in Form von Overlay- als auch Redirection-Verfahren bieten, werden sich Push-Zahlarten im E-Commerce gegenüber Pull-Zahlarten wohl zunehmend durchsetzen.

Autor: Ralf Ohlhausen, Chief Strategy Officer bei der PPRO Group

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