Wer kennt ihn nicht, den klassischen 9-to-5 Job. Doch diese starre Form der Arbeitszeitgestaltung ist längst nicht mehr zeitgemäß. Schon lange wünschen sich Arbeitnehmer:innen alternative Arbeitszeitmodelle, die besser mit ihren Lebensumständen vereinbar sind. Wir stellen Dir deshalb in unserem Artikel verschiedene Arbeitszeitmodelle vor und zeigen Dir, worin vor allem die Vorteile von flexiblen Modellen liegen – sowohl für Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen.
Angestellte in Deutschland wollen weniger arbeiten – diese Erkenntnis liefert der diesjährige Arbeitszeitreport der Bundesasnstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Insgesamt wünschen sich rund zwei Drittel der Deutschen eine Reduzierung ihrer Stunden. Deswegen rücken besonders alternative Arbeitszeitmodelle in den Fokus. Denn sie lassen die Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitsalltag selbstbestimmt gestalten. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff der Arbeitszeitmodelle?
Definition: Was sind Arbeitszeitmodelle?
Diese Arbeitszeitmodelle gibt es
Die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Herausforderungen wie die Corona-Pandemie erforderten ein Umdenken in der Arbeitswelt – weg von steifen Regelungen, hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Wir geben Dir in diesem Beitrag einen Rundumblick über verschiedene Arbeitszeitmodelle.
Vollzeit: der Klassiker
Das wohl bekannteste und traditionelle Arbeitszeitmodell bildet die Vollzeit-Arbeit. Das Modell bezeichnet eine regelmäßige Beschäftigung, bei der Mitarbeiter:innen eine vordefinierte Anzahl von Stunden pro Woche arbeiten, üblicherweise 35 bis 40 Stunden. Die Anzahl der zu leistenden Stunden kann jedoch je nach Branche oder Betrieb variieren. Die Arbeitszeit ist bei der Vollzeit-Arbeit meist auf fünf Tage à sieben bis acht Stunden Arbeit aufgeteilt. Der Vollzeit-Job ist an ein festes Gehalt geknüpft. Bis zu acht Überstunden dürfen bei einem Vollzeit-Job in der Woche geleistet werden.
Gleitzeit: flexibler Start- und Endpunkt
Bei der Gleitzeit handelt es sich um ein flexibles Arbeitszeitmodell, das sich besonders bei Arbeitnehmer:innen größer Beliebtheit erfreut. Denn bei der Gleitzeit können sie ihre Arbeitszeiten flexibel einteilen. Das bedeutet auch, dass es keinen festgelegten Arbeitsbeginn oder Arbeitsende gibt. Die Gleitzeit ist unterteilt in Kernarbeitszeit und Rahmenarbeitszeit. Die Kernarbeitszeit legt die Anwesenheitspflicht der Arbeitnehmer:innen in einem bestimmten Zeitraum fest. Die Rahmenarbeitszeit bildet, wie der Name schon sagt, den Rahmen in dem Arbeitnehmer:innen täglich ihre Arbeit leisten können. Mittels Zeiterfassungssystem können Mitarbeiter:innen ihre Arbeitszeit festhalten. So behalten die Arbeitgeber:innen den Überblick über die tatsächlich geleistete Arbeitszeit. Überstunden werden bei der Gleitzeit in einem Gleitzeitkonto gutgeschrieben und mit den vertraglich vereinbarten Stunden (Soll-Stunden) verrechnet.
Teilzeit: reduzierte Stunden, mehr Freizeit
Bei der Teilzeit leisten die Arbeitnehmer:innen einen geringeren Teil an Stunden pro Woche als bei einem Vollzeit-Job. Die Teilzeit umfasst eine wöchentliche Arbeitszeit von unter 40 Stunden. Die genaue Stundenanzahl variiert auch hier von Unternehmen zu Unternehmen. Das Gehalt ist bei einer Teilzeitstelle logischerweise geringer als bei einem Vollzeit-Job. Teilzeit kann entweder auf fünf Wochentage verteilt werden, mit reduzierter Arbeitszeit pro Tag oder aber an weniger Tagen pro Woche mit normaler Arbeitszeit erfolgen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Arbeitszeit pro Tag und die Arbeitstage pro Woche zu reduzieren, allerdings ist hier die Flexibilität des jeweiligen Unternehmens gefragt.
Schichtarbeit
Bei der Schichtarbeit wird die Arbeitszeit in verschiedene Schichten aufgeteilt, um den Betrieb rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. Die Schichten können zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Tag stattfinden. Man unterscheidet zwischen Tag-, Nacht- oder Wochenendschichten. Die Schichten können die Angestellten innerhalb eines Schichtplans dokumentieren. So können Mitarbeiter:innen die Übersicht über ihre anfallende Arbeitszeit behalten. Das Arbeitszeitmodell der Schichtarbeit gewährleistet einen Betrieb rund um die Uhr. So können beispielsweise Kapazitäten in der Industrie besser genutzt werden. Besonders beliebt ist die Schichtarbeit im Pflegebereich oder Gesundheitswesen. Denn sie ermöglicht eine 24-stündige Betreuung.
Job-Sharing: geteilte Verantwortung
Jobsharing ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem zwei oder mehr Mitarbeiter:innen sich einen Vollzeitjob teilen. Das Verhältnis, nach dem der Job aufgeteilt wird, wird zuvor von den Arbeitgeber:innen vertraglich festgesetzt. So können Verteilungen von 60 zu 40 oder eine gleichwertige Verteilung von 50 zu 50 im Arbeitsvertrag festgelegt sein. Beim Jobsharing können sich die Mitarbeiter:innen den Zeitpunkt, wo sie arbeiten, flexibel einteilen und haben so deutlich mehr Freiheiten in ihrer Arbeitszeitgestaltung. Wichtig ist nur, dass während der festgelegten Arbeitszeit immer eine der Personen den Arbeitsplatz besetzt. Die Mitarbeiter:innen arbeiten gemeinsam an den Aufgaben, teilen die Verantwortung und reduzieren individuell ihre Arbeitsstunden. Das bietet mehr Flexibilität für die Work-Life-Balance.
Vertrauensarbeitszeit
Die Basis für diese Art von Arbeitszeitmodell bildet das gegenseitige Vertrauen von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen. Bei der Vertrauensarbeitszeit kontrollieren Arbeitgeber:innen nicht die Stunden ihrer Arbeitnehmer:innen. Die Mitarbeiter:innen sind dazu in der Lage ihre Arbeitszeiten flexibel einzuteilen, je nach Arbeitspensum, dass sie erfüllen müssen. Auch der Ort, an dem die Angestellten ihre Arbeit verrichten sollen, ist in diesem Modell nicht festgelegt. Die Arbeitszeitgestaltung ist also weitestgehend ihnen selbst überlassen. Diese Freiheiten erfordern natürlich ein hohes Maß an Organisationsfähigkeit seitens der Mitarbeiter:innen. Denn das Unternehmen geht bei der Vertrauensarbeitszeit davon aus, dass die Arbeit pflichtbewusst erledigt wird. Geleistete Mehrarbeit müssen die Arbeitnehmer:innen eigenständig festhalten.
Lebensarbeitszeit (Zeitwertkonto)
Ein Zeitwertkonto ist ein Arbeitszeitmodell zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit und zur individuellen Planung von Arbeit und Freizeit. Es ermöglicht Arbeitnehmer:innen, Arbeitszeitguthaben anzusammeln, indem sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg Mehrarbeit leisten oder Teile ihres Gehalts für spätere Freizeitphasen umwandeln. Dieses angesammelte Guthaben können sie dann nutzen, um bezahlte Freistellungstage, verkürzte Arbeitswochen oder längere Freizeitphasen im Rahmen der individuellen Bedürfnisse und Vereinbarungen zu nehmen. Zeitwertkonten bieten den Arbeitnehmern mehr Flexibilität und ermöglichen es ihnen, ihre Arbeitszeit an persönliche Lebensphasen anzupassen, z.B. für Weiterbildungen, Sabbaticals oder die bessere Vereinbarkeit von Job und Familie. Auch eine Reduzierung der Arbeitszeit kurz vor dem Ruhestand – die sogenannte Altersteilzeit – ist durch das Zeitwertkonto möglich.
Rufbereitschaft (KAPOVAZ)
Rufbereitschaft oder auch kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (KAPOVAZ) bezieht sich auf eine Arbeitsregelung, bei denen mit Mitarbeiter:innen ein festes Kontingent an Stunden vereinbart wird, das sie innerhalb eines Monats leisten müssen. Während der Rufbereitschaft müssen die Mitarbeiter:innen in der Lage sein, schnell auf Anrufe oder Benachrichtigungen zu reagieren und gegebenenfalls ihre Arbeit aufzunehmen. Sie können entweder direkt vor Ort erscheinen oder remote Unterstützung leisten, je nach den Anforderungen des Arbeitsplatzes. Die Mitarbeiter:innen erhalten in der Regel eine zusätzliche Vergütung für die Rufbereitschaft und können für ihre tatsächlich erbrachten Leistungen zusätzlich entlohnt werden. Rufbereitschaft dient dazu, eine kontinuierliche Erreichbarkeit und Reaktionsfähigkeit sicherzustellen, insbesondere in Bereichen wie medizinischer Versorgung, technischer Support oder Notfalldiensten.
Jahresarbeitszeit
Mit der Jahresarbeitszeit sind die Gesamtzahl der Arbeitsstunden, die Mitarbeiter:innen im Laufe eines Jahres leisten müssen, gemeint. Sie umfasst sowohl reguläre Arbeitsstunden als auch Überstunden und kann je nach Unternehmen und Arbeitsvertrag unterschiedlich geregelt sein. Dieses Arbeitszeitmodell ist häufig in Branchen anzutreffen, die saisonale Peaks bei der Arbeitslast haben. In einem Jahresarbeitszeitkonto halten die Mitarbeiter:innen ihre geleisteten Stunden fest.
4-Tage-Woche
Weniger Arbeiten, bei gleicher Bezahlung – Die 4-Tage-Woche hat in der Vergangenheit für viel Diskussionsstoff gesorgt. Sie bildet ein alternatives Arbeitszeitmodell, dass die Arbeitslast nicht klassischerweise auf fünf Tage, sondern auf vier Tage in der Woche verteilt. Die 4-Tage-Woche soll Mitarbeiter:innen eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen und gleichzeitig für mehr Erholung und Motivation am Arbeitsplatz sorgen. Aber ist das in der Praxis umsetzbar? Eine Studie aus Großbrittanien zeigt: Ja, das geht. Die 4-Tage-Woche kann tatsächlich dazu beitragen, die Produktivität der Arbeitnehmer:innen zu erhöhen.
Die Vorteile unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle
Flexible Arbeitszeitmodelle bieten zahlreiche Vorteile. Sie können einen entscheidenden Beitrag zu einer verbesserten Work-Life-Balance liefern. Die Arbeitszeiten können sich Mitarbeiter:innen besser einteilen und so ihren gesamten Tagesablauf unabhängiger organisieren. Besonders für Familien sind so beispielsweise Kinderbetreuungen oder private Verpflichtungen einfacher zu vereinbaren. Insbesondere Eltern ermöglichen flexible Arbeitszeiten einen schnelleren Wiedereinstieg in das Berufsleben. Durch eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wird außerdem der Stress reduziert und die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen steigt – und das wirkt sich positiv auf die Motivation und Produktivität der Angestellten aus. Besonders viel Freiheiten wird den Mitarbeiter:innen bei Arbeitszeitmodellen geboten, die die Möglichkeit des Home-Office anbieten. So sind die Angestellten nicht mehr abhängig von Zeit und Ort, um ihrer Arbeit nachzugehen. Weite Anreisen in das Büro entfallen im Home-Office, was den Mitarbeiter:innen einiges an Zeit erspart.
Arbeitgeber:innen können ebenso von den flexiblen Modellen profitieren. Sie ermöglichen es, saisonale Peaks auszugleichen und Kapazitäten in der Produktion besser zu nutzen. Durch flexible Arbeitszeiten steigt die Mitarbeiterzufriedenheit, was wiederum zu einer geringeren Fluktuation im Unternehmen führt – besonders wichtig, wenn man den aktuellen Fachkräftemangel bedenkt. Die Produktivität der Angestellten erhöht sich, da sie selbst entscheiden können, wie sie ihre Arbeit in den Tagesablauf einbinden und ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit besser erreichen können. Flexible Arbeitszeitmodelle können ebenso zu weniger Fehlzeiten beitragen, da die Angestellten dem Unternehmen und ihrer Arbeit generell positiver gegenüberstehen. Auch ältere Mitarbeiter:innen bieten die flexiblen Modelle wie die Altersteilzeit die Möglichkeit, länger Teil des Unternehmens zu sein und ihre Erfahrung an jüngere Generationen weiterzugeben. Das trägt zu einem attraktiven Arbeitgeberimage bei und hilft, das Mitarbeiter-Engagement langfristig zu stärken. Insgesamt bieten flexible Arbeitszeitmodelle somit eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen.
Arbeitszeitmodelle und Ruhezeiten
Für alle Arbeitszeitmodelle gelten gleichermaßen die gesetzlich festgeschriebenen Ruhezeiten. Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) sieht es vor, dass Arbeitnehmer:innen zwischen zwei Arbeitstagen mindestens eine Ruhezeit von 11 Stunden einhalten müssen. In dieser Zeit ist es Arbeitnehmer:innen untersagt, ihrer Arbeit nachzugehen.
Fazit: Flexible Arbeitszeitmodelle sind auf dem Vormarsch
Der klassische 9-to-5-Job war gestern. Es existieren mittlerweile eine Vielzahl von alternativen Arbeitszeitmodellen, die vermehrt auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen eingehen und ihnen eine bessere Vereinbarkeit zwischen Berufs- und Privatleben ermöglichen. Verschiedene Arbeitszeitmodelle sind also durchaus sinnvoll, da sie den individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen der Mitarbeiter:innen gerecht werden. Sie ermöglichen eine flexiblere Alltagsgestaltung und erhöhen die Chancen für einen späteren Wiedereinstieg in den Job. Durch den reduzierten Stress und die erhöhte Zufriedenheit erhalten Unternehmen langfristig motivierte Mitarbeiter:innen, die gerne im Unternehmen arbeiten. Arbeitszeitmodelle sind somit ein Schlüssel zur Förderung des Wohlbefindens und einer positiven Arbeitsumgebung. Allerdings sollten Unternehmen nicht nur auf eine flexible Arbeitszeitgestaltung Wert legen, sondern ebenso eine angemessene Bezahlung für die Mitarbeiter:innen sicherstellen. Denn die Wechselbereitschaft der Angestellten geht auch mit den finanziellen Anreizen einher, die ihnen das Unternehmen bieten.
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