Vor allem größere Anschaffungen tätigen die meisten Menschen nicht einfach so. Sie recherchieren vorher im Internet und vergleichen allem voran die Preise verschiedener Anbieter. Hierzulande die bekanntesten Preisvergleich-Portale sind Check24 und idealo. Letztere stellten erst vor einem Jahr den Direktverkauf über die Plattform wieder ein und kehrten zur Ursprungsfunktion zurück. Welche Auswirkungen das hatte und welche Vor- und Nachteile sowie Kosten Preisvergleich-Portale für Händler bereithalten, erfährst Du in diesem Beitrag.
Angenommen, Du benötigst einen neuen Laptop, eine neue Waschmaschine oder möchtest eine andere größere Anschaffung tätigen – wie gehst Du vor? Besonders bei technischen Geräten informierst Du dich wahrscheinlich zunächst über die Anforderungen und Funktionen. Bei allen teureren Produkten steht vor dem Kauf aber vor allem ein Preisvergleich an. Welcher Anbieter verspricht den günstigsten Gesamtpreis, inklusive Versand? Wo kannst Du sparen? Laut einer Statista-Umfrage informieren sich etwa 70 Prozent der Befragten vor größeren Anschaffungen im Internet über Produkte und Preise. Vor allem jüngere Menschen verwenden dazu gerne Online-Vergleichsportale, in denen Angebote von verschiedenen Händlern für denselben Artikel gegenübergestellt werden. Sie leiten dann meist über einen Link auf die Website des jeweiligen Anbieters weiter. Auf einigen Plattformen können Kund:innen die gewählten Produkte auch direkt kaufen. Die bekanntesten Portale in Deutschland sind Check24, idealo und billiger.de.
Idealo geht zurück zum Ursprung
Die meisten Vergleichsportale verweisen über Affiliate-Links auf die Online-Shops der Anbieter, die sie vergleichen. Idealo ist über lange Zeit allerdings einen anderen Weg gegangen: Vor neun Jahren verkündete das Unternehmen die Einführung des Direktkaufs auf seiner Plattform, der neben dem eigentlichen Vergleich auch die Möglichkeit anbot, die gesuchten Produkte unkompliziert und zentral über die Vergleichsseite zu kaufen. Bis dahin war das Berliner Online-Unternehmen ein reines Vergleichsportal. Zum Vergleich: Check24 etwa kombiniert beide Ansätze. Hier können Kund:innen Versicherungen und Verträge direkt abschließen und auch Produkte wie zum Beispiel Winterreifen im eigenen Checkout kaufen. Für andere Produkte wie Kopfhörer werden sie auf die Shops der Anbieter weitergeleitet.
Idealo wechselte vor einem Jahr nun wieder zurück und stellte den Direktverkauf ein. Doch warum? Und was änderte der Rückschritt für Verbraucher:innen und Händler im letzten Jahr? Der nach eigenen Angaben in über Jahre erfolgreiche Direktverkauf wurde eingestellt, weil er immer weniger genutzt wurde – das Payment-Angebot auf den Webshops der Anbieter hatte sich im Laufe der Jahre verbessert und Kund:innen kauften vermehrt bei den Anbietern selbst ein. Vor allem für kleine Unternehmen ohne eigenen Online-Shop war der Direktverkauf über die Plattform allerdings praktisch. Sie konnten über idealo, genauso wie zum Beispiel auch über Amazon und eBay, erfolgreich verkaufen und erhielten durch den Vergleich zusätzliche Sichtbarkeit. Jetzt müssen sie einen eigenen Online-Shop haben, um bei diesem Preisvergleich weiterhin zu erscheinen und darüber Kund:innen gewinnen zu können.
Für sie bedeutete die Änderung also erst einmal Aufwand und vielleicht sogar den Einbruch einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen. Zudem verzeichnet ein neuer Webshop zunächst einmal kaum Kundenströme. Händler, die durch die Änderung bei idealo den Umstieg vollziehen mussten, haben allerdings auch weiterhin die Möglichkeit, Kund:innen über dieses Preisvergleich-Portal zu generieren und dann über andere Plattformen wie Amazon und eBay zu verkaufen.
Lohnt sich die Platzierung bei einem Preisvergleich-Portal?
Preisvergleich-Portale präsentieren User:innen eine Auswahl verschiedener Anbieter. Um hier aufgelistet zu werden, müssen sich Händler registrieren und, zumindest wenn ihre Platzierung Erfolg hat, auch zahlen. Weiterleitungen bei Idealo oder Check24 etwa funktionieren ähnlich einer Google-Anzeige: Die Platzierung selbst ist erst einmal kostenfrei, doch die Klicks auf den Link zum Online-Shop werden berechnet. Der Standard Cost Per Click beträgt bei Idealo 0,56 €, bestimmte Produktkategorien oder andere Länderseiten können hiervon abweichen. Weitere Informationen zu den Platzierungskosten erhältst Du bei idealo. Werden die Produkte direkt über die Preisvergleich Plattform verkauft, wie es etwa bei Check24 der Fall ist, behält sich der Anbieter vor, einen Teil des Umsatzes zu behalten. In der Kategorie Home & Living sind es bei Check24 beispielsweise 12 %.
Ob sich die Platzierung auf einem der Preisvergleich-Portale rentiert, hängt also vor allem von Kosten und Nutzen ab. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die bereits bestehenden Anzeigen auf den Portalen und auf die Kategorien, welche von User:innen häufig verglichen werden: Besonders teurere Produkte wie Elektronikartikel, E-Bikes oder Haushaltsgeräte. Eine Cost-per-Click Lösung bietet hier zumindest die Möglichkeit, die Plattformen sowie deren Erfolg in Bezug auf die eigene Sichtbarkeit und den Umsatz auszutesten. Zusätzlich können Händler ohne eigenen Online-Shop je nach Produktkategorie auch weiterhin von Direktverkäufen über Preisvergleich-Plattformen profitieren.
Direkter Vergleich bedeutet nicht gleich Preisdumping
Natürlich möchten Kund:innen den besten Preis für ein Produkt erhalten. Niemand gibt gerne mehr Geld aus er oder sie muss. Doch nicht immer gewinnt der günstigste Preis auch. Es zählt ebenso die Bekanntheit und die Reputation, die der Shop bereits hat. Kennen potenzielle Kund:innen einen Shop und wissen, dass sie sich auf dessen Qualität und Zuverlässigkeit bei Lieferung und Rückgaben verlassen können, verzeihen sie auch schon mal einen etwas teuereren Preis. Dahingegen können unbekanntere Shops mit günstigeren Angeboten punkten und neue Kund:innen auf ihre Website locken. Deswegen führt auch der direkte Vergleich der verschiedenen Preise nicht automatisch zu Preisdumping.
Damit der Kauf auf einer neuen Website auch abgeschlossen wird, ist es allerdings wichtig, mit eindeutigen Informationen und Labels wie z.B. Trusted Shops die eigene Vertrauenswürdigkeit hervorzuheben sowie beliebte Zahlungsoptionen anzubieten. Auch solche, die die erneute Eingabe von Zahlungsinformationen vermeiden (wie PayPal, Amazon Pay oder ApplePay), wählen Kund:innen bei ersten Einkäufen in bisher unbekannten Shops gerne. Zusätzlich ein übersichtlicher und leicht zu bedienender Shop unerlässlich – unsere Webseiten-Checkliste kann Dir dazu bereits einige Tipps geben.
Fazit
Was also bringt der Preisvergleich für E-Commerce-Unternehmen und Kund:innen? Drückt er nur die Preise oder verschafft er wertvolle Sichtbarkeit? Und lohnt sich die Platzierung auf den Portalen für Unternehmen? Allem voran sind Preisvergleich-Portale für Verbraucher:innen gemacht. Sie erhalten in einer Übersicht die Angebote verschiedener Unternehmen und können sich zwischen deren Preis-Leistungs-Paketen entscheiden. Oft gewinnt hier das günstigste Angebot – es muss aber nicht so sein.
Unternehmen können sich durch Vertrauenswürdigkeit sowie gute Rückgabebedingungen oder weitere Services hervorheben. Unbekanntere Anbieter machen hingegen vor allem mit günstigeren Preisen auf sich aufmerksam, können aber zum Beispiel auch mit schneller Lieferung oder der einfachen Verfügbarkeit eines schnell ausverkauften Produkts punkten. Ihnen verschafft ein solcher Preisvergleich Sichtbarkeit, die sie über Google & Co. vielleicht nicht erhalten hätten. Durch die Cost-per-Click Lösungen der meisten Vergleichsportale können auch solche kleineren Unternehmen sich dort platzieren und zahlen nur für tatsächliche Besucher:innen auf ihrer Seite. So können sie austesten, ob sich die Platzierung lohnt – wenn nicht, müssen sie sowieso weniger zahlen.
Bildquellen
- Preisvergleich Online: Bild von vectorjuice auf Freepik
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