“Amazon-Händler merken die FBA-Fehler nicht, die im Hintergrund passieren, und das kostet viel Geld”: SellerLogic CEO Igor Branopolski im Interview
Rund 45 Prozent der deutschen Amazon-Händler versenden ihre Artikel via Fulfillment by Amazon (FBA). Das FBA-Programm vereinfacht unter anderem die Lagerung, den Versand und den Kundenservice für Online-Händler und hat einen weiteren Vorteil – die Priorisierung der FBA-Angebote bei der Platzierung in der Buy Box. Ein Nachteil hat das Ganze jedoch: Fehler, die Amazon bei FBA unterlaufen, werden den Händlern weder angezeigt noch gemeldet. Etwa wenn die Ware verloren geht, beschädigt wird oder der Kunde eine Gutschrift erhält. Das führt zu zusätzlichen Kosten für die Händler. Der CEO von SellerLogic Igor Branopolski nahm sich dieser Problematik an und entwickelte mit seinem Team das Tool „Lost & Found“ , das die Transaktionen analysiert und die Rückerstattung von Amazon ermöglicht.
Herr Branopolski, beschreiben Sie doch kurz, um was es bei Ihrem Service Lost & Found geht.
Der Service Lost & Found von SellerLogic ist für die FBA-Händler konzipiert. Die Lösung spürt FBA-Fehler automatisiert auf, meldet sie an den Händler und bereitet die gesamte Kommunikation mit Amazon vor. Wir haben das Tool so konzipiert, dass der Online-Händler die Fälle nur noch per Copy und Paste über das Verkäufer-Konto an Amazon versendet. Lost & Found spricht “die Sprache” von Amazon und hilft dabei, die zustehenden Erstattungsansprüche einfach und schnell geltend zu machen.
Wie entstand die Idee ?
Dass bei FBA Fehler passieren, ist vielen Händlern bereits aufgefallen. Der Großteil der fehlerhaften Transaktionen geht jedoch bei einer manuellen Prüfung unter, da es bei einem hohen Versandaufkommen schier unmöglich ist, den Überblick zu behalten. Es musste eine globale Lösung her und diese haben wir mit dem Produkt Lost & Found realisiert.
Über welche Größenordnung sprechen wir bei verlorener oder defekter Ware?
Das hängt davon ab, in welchem Segment der Online-Händler tätig ist und wie viele Artikel er bei Amazon lagert. Unseren Berechnungen zufolge entgehen mittelgroßen Händlern im Durchschnitt 6.351,71 € im Jahr. Die Berechnung basiert auf gefundenen Fehlern bei Lost & Found Kunden. Oft hören wir bei den Veranstaltungen, dass die Verkäufer sich durch die erste Erstattung den Jahresurlaub gegönnt haben. Da der Anspruch auf eine Rückerstattung bis zu 18 Monate rückwirkend eingereicht werden kann, ist da bei einigen unserer Kunden viel mehr als nur ein Urlaub drin.
Woran merke ich als Händler, ob und in welchem Umfang ich betroffen bin?
Gar nicht. Eine manuelle Prüfung ist wegen der Komplexität diverser Quellen enorm aufwändig und geht im Tagesgeschäft bei den meisten Händlern unter. Amazon meldet nur eine Handvoll fehlerhafter Transaktionen. Erst vor Kurzem hat uns ein Kunde berichtet, dass er sich die Zeit für die manuelle Transaktionsprüfung seiner sehr überschaubaren Anzahl von Artikel (weit unter 100) nahm und ca. 10 Stunden im Monat gebraucht hat. Da dieser Kunde mit der ersten Rückerstattung seinen Familienurlaub bezahlt hat, gehen wir davon aus, dass die manuelle Analyse doch nicht so erfolgreich war.
Wie ist das Kostenmodell hinter Ihrem Service?
Die Nutzung des Tools Lost & Found von SellerLogic ist mit keinen Grundgebühren verbunden. Wir berechnen nur 20% von der tatsächlichen Rückerstattung von Amazon. Wird nichts zurückerstattet, entstehen unseren Kunden keine Kosten. Und sie lieben dieses Preismodell – man kann das Tool ohne Bedenken einfach laufen lassen.
Wie viele Kunden haben Sie bereits?
Wir sind gut aufgestellt und wachsen kontinuierlich weiter, möchten aber keine konkreten Zahlen nennen.
Was sagt Amazon dazu?
Wir haben kein negatives Feedback seitens Amazon erhalten. Die Kommunikation mit Amazon, die der Verkäufer direkt über das Seller Central führt, funktioniert einwandfrei – unsere Kunden bekommen in der Regel die Rückerstattung schnell ausgezahlt. Nur wenn es Probleme mit der Rückerstattung gibt, helfen wir dabei, diese einzufordern. Nichtsdestotrotz bleibt Amazon ständig direkt mit dem Verkäufer im Kontakt.
Über Igor Branopolsk & SellerLogic:
Igor Branopolski, der Gründer und CEO von SellerLogic, startete im Jahre 2003 als Online-Händler auf den Marktplätzen eBay und Amazon durch. Im Laufe der Jahre erkannte er, dass der Online-Handel nur durch die Automatisierung erfolgreich sein kann. Im Jahre 2016 startete SellerLogic mit dem Tool Repricer, Ende 2018 folgte die Lösung Lost & Found. Beide Dienste sind dafür konzipiert, den manuellen Aufwand des Verkäufers enorm zu reduzieren. Der Repricer steuert die dynamische Preisoptimierung für die Platzierung in der Buy Box auf Amazon. Lost & Found überwacht automatisch die Fulfillment by Amazon Vorgänge und unterstützt Online-Händler bei der Einreichung der Erstattungsansprüche an Amazon.
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