Jeder vierte Euro wird bis 2020 online ausgegeben. Doch nicht nur der Erfolgskurs des e-Commerce gegenüber dem stationären Handel zeigt: Ob Banken, Medien-, Technologiekonzerne oder Lebensmittelhersteller, Unternehmen sind branchenübergreifend von der Digitalisierung betroffen.
Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) von 2015 glauben 94 Prozent der Unternehmen, dass die Digitalisierung ihre Geschäfts- und Arbeitsprozesse immer stärker beeinflusst. Tech-Startups wie Airbnb, Uber oder Netflix sehen in der digitalen Transformation ihre Vorteile und werden zur ernsten Konkurrenz für etablierte Großunternehmen. Wie können der Mittelstand und Konzerne in Zeiten des digitalen Wandels ihre Marktposition bewahren und ausbauen? Können sie sich aus eigenen Kräften in der Geschwindigkeit erneuern, wie es die Märkte fordern? Welche alternativen Treiber können die eigenen Innovationsaktivitäten ergänzen? Welche neuen und bewährten Methoden ihnen bei der Mitgestaltung neuer Trends helfen können, erklärt Open Innovations-Experte Bastian Unterberg, Gründer und CEO von jovoto:
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Die Dimensionen der Digitalisierung verstehen
Einen klassischen Königsweg für Innovation gibt es nicht. Es kommt in erster Linie darauf an, dass Unternehmen die Digitalisierung in vollem Umfang begreifen und mit ihr arbeiten. Den richtigen Fokus zu haben, ist dabei mindestens ebenso wichtig wie die Innovationsmethode selbst. Nicht nur Technologie, Prozesse und Produktions- oder Vertriebsmethoden müssen an die Anforderungen digitalisierter Märkte angepasst werden, häufig müssen Geschäftsmodell und Organisationsstrukturen komplett überdacht und neu aufgestellt werden. Gerade die Unternehmenskultur spielt im Kontext von Digitalisierung eine wichtige Rolle. Startups und ihre disruptiven Businessmodelle greifen heute ganze Märkte an. Durch ihre offene und progressive Unternehmenskultur bleiben junge Unternehmen trotz ihres schnellen Wachstums schlank und beweglich und sind für Top-Talente besonders attraktiv. Eine Fähigkeit, die man nicht unterschätzen sollte: Für Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, wird es extrem wichtig, unternehmerisch handelnde Teamplayer an Bord zu haben, welche die sich ändernden Anforderungen verstehen, offen für Neues sind und auf kollaborative Lösungen setzen. Zusätzlich empfiehlt es sich, ein starkes Netzwerk von externen Innovationspartnern aufzubauen, die ständig neue Impulse in die Organisation tragen und mit denen sich simultan schnelle Pilotprojekte außerhalb der internen Strukturen umsetzen lassen. Denn die eigenen Strukturen zeigen sich oft in den frühen Innovationsphasen als zu behäbig und widerstandsfähig. Unternehmen, die diese Punkte in vollem Umfang berücksichtigen und mit Augenmaß auf ihre Situation und Bedürfnisse adaptieren, werden sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern.
Zukunftsszenarien entwickeln und umsetzen
Die Mehrheit der Entscheider setzen noch immer auf die eigenen Ressourcen und unterschätzen das Risiko der institutionellen Blindheit. Open Innovation Methoden eröffnen hier neue Blickwinkel. Sie können auf viel größere Ressourcen zurückgreifen, als den meisten Unternehmen zur Verfügung stehen und beziehen Key Stakeholder bereits in einem frühen Entwicklungsstadium mit ein. Crowdstorming als eine Form der Open Innovation spielt dabei eine zentrale Rolle. Unternehmen können auf Innovationsplattformen wie jovoto in einem sicheren und professionellen Umfeld mit tausenden talentierter Köpfe gleichzeitig arbeiten und schnell zu umsetzbaren Ergebnissen kommen. Zum Beispiel soll der jüngst gelaunchte Think Tank über „The Future of Food and Beverages“ erstmals das Wissen von Ernährungsinnovatoren und Trendexperten mit einer globalen Crowd verbinden. In einer progressiven Umgebung sollen Zukunftsszenarien für diese Branche entwickelt werden. Diese werden anschließend in den Kontext der Unternehmen gesetzt, so dass sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen.
Wettbewerbsvorteil durch Innovations-Vorsprung
Noch geben außereuropäische Vorreiter aus den USA oder Asien das Tempo der Digitalisierung vor. Dabei muss sich die deutsche Wirtschaft mit ihrem Digitalisierungsgrad zumindest in ihren Vorzeigesektoren Automotive und Logistik nicht vor der Konkurrenz verstecken. Im Food-Bereich kann in Deutschland die Rewe Group als Vorzeigebeispiel für eine erfolgreiche Transformation des Business Modells genannt werden. Schon 2014 hatte der Lebensmittelhändler die Geschäftseinheit Rewe Digital gegründet, ein Innovationslabor mit inzwischen vierhundert Mitarbeitern. In diesem arbeiteten Entwickler, Vertriebler und Marketingexperten gemeinsam an Lösungen für den erfolgreichen Online-Lebensmittelvertrieb.
Fazit
Wie bei jeder großen Veränderung ist es wichtig, die gesamte Organisation zu berücksichtigen und den Wandel mit neuen Chancen zu vermitteln. Um das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen, geht es aber nicht mehr allein darum, bestehende Prozesse durch IT zu unterstützen, sondern das Geschäftsmodell anhand innovativer Technologien neu zu reflektieren. Unternehmen sind mehr denn je gefragt, aktiv eine Zukunft zu gestalten, die sowohl für Kunden als auch für alle anderen Bezugsgruppen disruptive Erfahrungen schafft. Es erfordert die Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit, einen frischen Blick über den Tellerrand der eigenen Strukturen und ein tiefes Verständnis für das Kundenverhalten. Dabei bieten Open Innovation Methoden neue Impulse und Potentiale, um auf größere Ressourcen zurückgreifen, flexibel mit Experten und externem Talent gleichzeitig zusammen zu arbeiten und so schneller Ergebnisse zu erzielen.
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