Warst Du auf der OMR23 in Hamburg? Zahlreiche Umfragen zierten die Nachrichtenströme des Business-Netzwerks LinkedIn. Dabei fanden sich teils stark polarisierende Meinungsbilder. Von begeisterten Agenturisten bis zu abwehrenden Begriffen wie „Kinderveranstaltung“ gab es verschiedenste Perspektiven. Nachdem wir vorab einen OMR23 Guide für Marketing Professionals erstellt haben, waren wir an Tag 1 vor Ort und fassen unsere Eindrücke und die unserer Gesprächspartner zusammen.
Der Einstieg in die OMR23
Die Online Marketing Rockstars haben es in Hamburg mal wieder krachen lassen. Macher Philipp Westermeyer schrieb allein für die Messe 3.000 Stellen aus, die bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung unterstützen sollten. Die Orga und Abläufe sollten offenbar besser und glatter laufen als im vergangenen Jahr, als die Veranstaltung an spürbar ihr Grenzen kam. Wer sich in diesem Jahr nach Hamburg aufmachte merkte bereits bei der Akkreditierung den Eindruck, dass das Ziel voll erreicht wurde. Kein Warten beim Checkin wie vergangenen Jahr, denn das große Zelt auf dem Heiligengeistfeld bot den OMR Besuchern so viele Anlaufstellen, dass jeder in kürzester Zeit seinen Badge erhielt. Wir waren wirklich verblüfft, wie schnell das Ganze ging. Kein Gedränge an den Akkreditierungsschaltern –das hat natürlich auch Einfluss auf das Stresslevel der OMR-Crew-Mitglieder. Dementsprechend gut gelaunt, freundlich und zuvorkommend wurden wir in Empfang genommen. Ein gelungener Start. Von dort aus machten wir uns auf den Weg zum eigentlichen Messegelände. Und uns wurde mal wieder bewusst, wie zentral die Messe in Hamburg gelegen ist. Denn der etwa fünfminütige Weg führte uns nicht wie in anderen Städten durch tristes Industriegebiet oder sonstige Peripherie, sondern mitten durch die gemütlich anmutenden Sträßchen Hamburgs, die mit kleinen Cafés aufwarteten. Einfach sympathisch. Nach Erreichen der Messe war von Schlangenbildung immer noch keine Spur. Im Eingang Süd fanden wir uns sofort in der ersten großen Messehalle B6 wieder, die viele Food-Stände bereit hielt. Inmitten der Halle sahen wir die ersten Stände Stände bekannter Unternehmen von AIDA bis Salesforce. Erster Eindruck. Viele Besucher und Trubel, aber keine Nadelöhre.
Carsten Maschmeyer über den Vertrieb von Startups
Das OMR Festival hatte wie in den vergangenen Jahre sehr hochkarätige Masterclasses und die insgesamt fünf Top-bespielten Stages zu bieten. Beispiel gefällig?
Die Conference Stage – also die Hauptbühne – wurde von Kai Pflaume moderiert und die Besucher durften sich über absolute Top-Speaker und Gäste freuen, einer wilden Mischung angefangen von Tennis-Star Serena Williams (am 2. Messetag) über die kluge und visionär mahnende Maja Göpel, über Robert Geiss und Montana Black bis hin zu Dax-Promis wie Christian Sewing und Christian Klein (beide am 2. Messetag).
Aber auch bei den anderen Stages kann man nicht wirklich von Nebenbühnen sprechen. Auf der Red Stage betrat zum Beispiel am Dienstag pünktlich um 15.05 Uhr Investor Carsten Maschmeyer die Bühne. Das sitzende und stehende Auditorium lauschte dem Interview und lernte viel über Maschmeyers Perspektive zum Thema Vertrieb. Im Zusammenhang mit dem aktuellen „Winter“ der Startup-Szene sind Investoren zurückhaltend. Gründer:Innen sollten in diesen Zeiten darauf achten, ihr Startup effizient zu steuern. Dazu gehört, Ausgaben da zurückzufahren, wo sie nicht direkt Umsatz produzieren. Aus diesem Grund ist der Vertrieb immer der wichtigste Bereich, in den Unternehmen investieren sollten.
Als Investor ist er weiterhin aktiv – auch in diesen kühleren Zeiten. Schließlich kauft man Cabrios auch am günstigsten im Winter, erklärt Schnäppchenjäger Maschmeyer.
In puncto Gästeauswahl und Entertainment auf den Bühnen macht der OMR niemand etwas vor. Das hat sich auch 2023 nicht verändert. Auch der Ansatz, viele durchaus sehr gegensätzlichen Standpunkte und Sichtweise eine Bühne zu geben, ist grundsätzlich gut. Dennoch wird es immer schwieriger werden, die Akzeptanz der Speaker durch Hammelsprung der Zuhörer entscheiden zu lassen und die OMR wird sich bei aller gewollten Kontroverse auch am selbst gewählten inhaltlichen Anspruch messen lassen müssen. Wie sehr steht man für Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz? Wie sehr steht man für Gesundheit und gesunden Lifestyle? Reicht es dazu, veganes Essen anzubieten und eine elektrifizierte Autoflotte zu haben? Oder muss man dann auch auf das Sponsorengeld von Tabakfirmen verzichten und auf die Reichweite, die zum Beispiel ein Podcast mit dem Springer-Vorsitzenden Döpfner bringt, zu verzichten. Diesen inhaltlichen Spagat zu meistern, das wird auf die OMR-Verantwortlichen zukommen. Dennoch, die Gäste und Inspirationen, die dem Stage- und Masterclass-Zuhörer beim OMR Festival erwarten, sind beeindruckend.
Premium Expo und Startup Hallen
Die Premium Expohallen bieten neben viel Licht Platz für größere Messestände, die sich teils aufwendig inszeniert haben. Viele Aussteller haben sich zudem dazu entschlossen, mit Partnern auf Gemeinschaftsstände zu setzen. Neben der Reduktion hoher Investitionen für eigene Messestände boten sich auf diese Weise direkt Netzwerkeffekte auf dem Stand an, erklärten uns einige Aussteller.
Die Startup-Halle hingegen zeigte sich eher von der düsteren Seite. Das Gefühl einer großen Garage machte sich bei einigen Besuchern breit, die sich durch die Halle bewegten und die aneinandergereihten Leinwände der ausstellenden Unternehmen betrachteten. Bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass nicht nur kleine Unternehmen vertreten sind. Auch größere nutzten zumindest diese Form des Auftritts, um sich auf der OMR23 zu zeigen.
Das Publikum ist unverändert
Die Preise für ein Ticket haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Konnte man 2022 schon ab 50 EUR teilnehmen, waren 2023 mindestens 399 EUR notwendig. Viele vermuteten im Vorfeld des Events, dass diese Entscheidung entweder zu einem Ausdünnen der Teilnehmerzahl oder zu einem deutlich seniorigeren Businesslevel der Teilnehmer führen würde. Beide Vermutungen erfüllten sich nicht. Nach wie vor finden sich viele junge quirlige Talente der Branche, die dem Event erst so richtig den Charakter eines Festivals verleihen. Trotzdem hat man – wie auch schon in den Jahren zuvor – einige Entscheider vor Ort. Die Herausforderung der Unternehmen, die richtigen Entscheider zu identifizieren und mit ihnen Gespräche zu führen scheint insofern zu gelingen, als dass es auf dem OMR Festival auch 2023 definitiv nicht an Ausstellern mangelte. Die Rechnung scheint also auch für die Aussteller voll aufzugehen – vermutlich auch gerade nicht trotz, sondern wegen der vielen jungen Talente, bei denen sie sich als potenzielle Arbeitgeber positionieren können. Insofern ist das OMR Festival auch eine gigantische Recruiting-Messe.
Networking startet früh
Seinem Namenszusatz Festival wird das Event auch in vollem Umfang gerecht. Gegen 15.30 Uhr fanden sich auf dem Festivalgelände bereits viele Networker, die mit einem Weinglas in der Hand die Hamburger Sonne genossen und sich auf den Außenbereichen mit anderen Festivalteilnehmern austauschten. Das vielfältige kulinarische Gastronomieangebot lädt einfach früher als die klassische Standparty zum Networking ein. Ein beeindruckendes Lineup an musikalischen Acts schließen den ersten Messetag ab.
Fazit
Die Organisatoren des OMR Festivals haben aus den Herausforderungen des vergangenen Jahrs gelernt und ihre Hausaufgaben mit Bravour gemacht. Die Besucherströme sind entzerrt, die Warteschlangen deutlich verringert. So ist der Blick auf das Event nicht mehr getrübt durch organisatorisch verursachten Frust und lässt den Teilnehmer das OMR Festival als das erkennen was es ist: ein beeindruckendes und kreatives Get-Together der Digitalszene.
Danke für die ausführliche Zusammenfassung!
Ich konnte dieses Jahr leider nicht mit dabei sein (und ich war ehrlich gesagt auch ein bisschen skeptisch wegen der (Preis-) Entwicklungen, aber alles in allem scheine ich mich ja getäuscht zu haben und es war eine gelungene Konferenz und ein schönes Event.
Nächstes Jahr werde ich dann voraussichtlich wieder mit dabei sein 🙂
VG und eine schöne Woche
Kevin