Immer mehr Berufstätige sind offen für neue Arbeitsmodelle wie Remote Work und Vertrauensarbeitszeiten. Diese Konzepte werden gerne auch als »New Work« zusammengefasst. Einer Bitkom-Studie nach stehen neun von zehn Arbeitnehmern solch New-Work-Entwürfen aufgeschlossen gegenüber.
Mobiles arbeiten ohne festen Desk, flache Hierarchien und Vertrauensarbeitszeit: Das Gros der Berufstätigen in Deutschland ist offen für moderne und alternative Arbeitskonzepte. Dabei stellen die meisten Beschäftigten hohe moralische Ansprüche an ihren Arbeitgeber – zum Beispiel soziale Verantwortung etc. – und möchten einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Eng verbunden ist hierbei natürlich auch die Digitalisierung der Arbeitswelt. 91 Prozent messen digitalen Technologien eine wichtige Bedeutung für ihren Arbeitsalltag bei. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) rechnet zudem damit, dass sich ihr Arbeitsplatz bis ins Jahr 2030 durch neue Technologien verändern wird. Dennoch beschäftigen sich gerade mal 8 Prozent mit einem Jobverlust als Folge der digitalen Transformation. Überhaupt stehen deutsche Berufstätige der Digitalisierung recht positiv gegenüber. Immerhin sehen in ihr zwei Drittel der Erwerbstätigen eine Chance für die eigene berufliche Situation, nur knapp ein Drittel sorgt sich.
»Die Digitalisierung ist der Treiber von New Work. Digitale Technologien ermöglichen mobiles und selbstbestimmtes Arbeiten, ohne an feste Zeiten und Orte gebunden zu sein«, so Bitkom-Präsident Achim Berg. »Viele Erwerbstätige stellen heutzutage nicht allein die Karriere in den Mittelpunkt, sondern wollen Erfolg im Beruf mit Zeit für Familie und Privatleben verbinden.« Berg akzentuiert die weitgreifende Zuversicht, die allgemein mit der Digitalisierung des Arbeitslebens mitschwingt: »Eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Berufstätigen sieht in der Digitalisierung eine Chance. Und die meisten derjenigen, die eher eine Gefahr sehen, blicken dennoch optimistisch in die Zukunft und halten ihren Arbeitsplatz auch langfristig für sicher.«
Digitalkompetenz gewinnt an Bedeutung
Eine gewisse Digitalkompetenz wird für den beruflichen Erfolg immer wichtiger. Mehr noch: Sie wird zur Schlüsselqualifikation. 30 Prozent sind gar der Meinung, dass Digitalkompetenz am Arbeitsplatz künftig die wichtigste Fähigkeit überhaupt sein wird. Für die Mehrheit (78 Prozent) sind digitale Technologien im Job unerlässlich. Die Digitalisierung würde die Motivation fördern (67 Prozent) und den eigenen Workflow produktiver gestalten (62 Prozent). Nachteile in der Digitalisierung, dass beispielsweise neue Technologien oft nicht funktionieren, sehen gerade mal knapp ein Drittel (34 Prozent). Weitere mögliche Nachteile: Zu viele Informationen auf zu vielen Kanälen (23 Prozent) und Stress (11 Prozent).
New Work: Selbstverwirklichung und gesellschaftliche Verantwortung
New Work steht für persönliche Wünsche und gesellschaftliche Ansprüche. Zumindest verbinden Berufstätige diese Attribute mit New Work. So möchten quasi alle Arbeitnehmer (96 Prozent) ihre Arbeitszeit frei einteilen können. 94 Prozent ist eine sinnstiftende Tätigkeit wichtig, 93 Prozent wünschen sich flache Hierarchien. Neun von zehn möchten ihre Leistungs- und Lernziele selbst bestimmen. Für 82 Prozent steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Vordergrund. Fast drei Viertel (71 Prozent) wünschen die Job-Rotation: Regelmäßig wechselnde Arbeitsaufgaben.
In Sachen soziale Verantwortung stellen Berufstätige immens hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber. 96 Prozent bekräftigen, dass dieser Werte vertreten soll, mit denen man sich identifizieren kann. 92 Prozent fordern von ihrem Arbeitgeber mehr gesellschaftliche Verantwortung.
Wohlfühloase Arbeitsplatz
New-Work-Entwürfe beinhalten auch die Neugestaltung der Arbeitsräume sowie neue Raumkonzepte. Zum Beispiel die Möglichkeit zum Stillarbeiten (31 Prozent), Grünflächen mit Sitzgelegenheiten und/oder eine Dachterrasse (30 Prozent) oder einen Lounge-Bereich (27 Prozent). Weniger attraktiv scheinen Design-Thinking-Räume (6 Prozent), Telefonkabinen (5 Prozent) und Sport- oder Fitnessräume (4 Prozent). Die Evergreens sind nach wie vor die Kaffeeküche und Kantine (94 beziehungsweise 31 Prozent). Zudem geht der Trend weg von Einzelbüros (27 Prozent) hin zum Großraum- oder Mehrpersonenbüro (22 beziehungsweise 37 Prozent) respektive zum sogenannten »Shared Desk« – jeder Zehnte verfügt heute über keinen festen Arbeitsplatz.
Homeoffice als Teil einer ausgewogenen Work-Life-Balance
Fast jeder Zweite (45 Prozent) fordert mittlerweile als Teil einer ausgewogenen Work-Life-Balance ein Recht auf Homeoffice. Im Zuge dessen befürworten knapp zwei Drittel (63 Prozent) gelockerte Regelungen zum Schutz am Arbeitsplatz, um eben Homeoffice zu erleichtern. Zudem wünschen sich über die Hälfte (58 Prozent) die Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit. Allerdings sind sich Berufstätige hier uneinig, ob die genaue Arbeitszeit dokumentiert werden sollte oder nicht. Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) würde lieber das Prinzip der Vertrauensarbeitszeit bevorzugen. 41 Prozent befürworten die genaue Arbeitszeiterfassung. Hintergrund: Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Mai 2019 müssen künftig alle Arbeitgeber die Arbeitszeiten ihrer Arbeitnehmer systematisch erfassen.
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