Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken nehmen bei vielen Unternehmen eine zentrale Rolle im Marketing-Mix ein. Eine bisher nicht öffentliche Klageschrift deutet darauf hin, dass Facebook Anzeigen Reichweite über Jahre falsch berechnet haben könnte.
Das Urteil stammt bereits aus dem Jahr 2018 und basiert auf einer Klage in Kalifornien. Der Gerichtsakt ist nun öffentlich einsehbar. Facebook soll demnach bei der Berechnung der Reichweite von Anzeigen Duplikate und Fake-Accounts einkalkuliert haben – und zwar bewusst. Laut Facebook solle es sich bei dieser Berechnung nur um einen geschätzten Wert handeln. Die Anklage stellte dem aber entgegen, dass Unternehmen diese Daten als Fundament für Werbeentscheidungen verwenden würden. Und diese von Facebook kalkulierte Reichweite sei damit die wichtigste Zahl bei der Festlegung von Strategie und Budgets für Werbetreibende.
Facebook Anzeigen Reichweite: „Zutiefst falsch?“
In der Klage wurden auch interne Facebook-Mails zitiert, die darauf schließen lassen können, das Facebook von der Problematik wusste. Mehr noch: Facebook fürchtete offenbar einen Umsatzeinbruch von ca. 10 %, wenn man die Fake-Accounts und Duplikate aus der Berechnung entfernen würde. Die Financial Times zitiert eine Mail des Facebook Product Manager Yaron Fidler aus dem Bericht, dass „es Einnahmen sind, die wir nie hätten machen dürfen, da sie auf falschen Daten basieren“. Ein anderer Mitarbeiter sagte sogar, dass „der Status Quo bei der Ad Reach Schätzung und Reporting zutiefst falsch“ sei. Gegenüber The Verge bestreitet ein Facebook-Mitarbeiter die Vorwürfe. Allerdings hat Facebook auch 2019 bekannt gegeben, den „Potential Reach“ neu zu berechnen.
Facebook hat dabei nicht zum ersten Mal Probleme mit ungenauen Zahlen. 2019 musste das Unternehmen 40 Millionen Dollar an Werbeagenturen zahlen. Facebook hatte falsche Zahlen darüber herausgegeben, wie lange Nutzer Videos auf der Plattform angesehen haben. Der Comedian Adam Conover fasst in einem Twitter-Thread zusammen, wie sein ehemaliger Arbeitgeber Collegehumor deswegen mehr oder weniger in den Ruin getrieben wurde:
My former employer CollegeHumor did this. In order to beat YouTube, Facebook faked incredible viewership numbers, so CH pivoted to FB. So did Funny or Die, many others. The result: A once-thriving online comedy industry was decimated. A $40m fine is laughable; shut Facebook down. https://t.co/iYejU0EGqp
— Adam Conover (@adamconover) October 13, 2019
Bildquellen
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