Googles Suchstatistiken, die der Suchmaschinenbetreiber als »Google Trends« anbietet, sind scheinbar wenig aussagekräftig. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung.
Mitarbeiter des Big-Data-Beratungsunternehmen »Hase & Igel«, des norddeutschen Rundfunks (NDR) und der Universitäten Oldenburg und Hannover haben die Zuverlässigkeit von Googles Suchstatistik »Google Trends« untersucht. Das Ergebnis überrascht ein wenig. Das Team hat teils starke Inkonsistenzen gefunden, die die Verlässlichkeiten der Trenddaten deutlich beeinträchtigen. Die Insights wurden jetzt in einer Studie vorgestellt.
Anzeige des Suchinteresses bei Google Trends inkonsistent
Längst zählen Daten zu Suchhäufigkeiten und Suchtrends bei Google zur Standardrecherche vor Entscheidungen in Wissenschaft, Politik, Medien und Wirtschaft. Das Forschungsteam wollte hierzu ermitteln, wie aussagekräftig die generierten Daten tatsächlich sind. Die sogenannten Trends zu populären, frei wählbaren Suchbegriffen wie etwa »Kurzarbeit« oder »Donald Trump« werden von Google kostenfrei zur Verfügung gestellt. Diese Daten werden allerdings nicht aus dem gesamten Suchvolumen ermittelt, sondern lediglich aus einer Untermenge – deren Repräsentativität Google jedoch zusichert.
Während der Untersuchung waren dem Analyse- und Beratungsunternehmen »Hase & Igel« Widersprüche aufgefallen. Das ließ erste Zweifel an der Repräsentativität aufkommen. Zum Beispiel stellten sie bei identischen Suchbegriffen und Zeiträumen, allerdings zu unterschiedlichen Terminen, Google-Trends-Werte fest, die so stark voneinander abwichen, dass die Trends zuweilen in komplett verschiedene Richtungen wiesen. Offensichtlich reichte es dabei schon, gleiche Suchanfragen mit einem temporären Abstand von einer Stunde laufen zu lassen, um auch für den historischen Zeitraum abweichende Daten zum Suchvolumen zu erfassen. Und das widerspricht nun mal der Logik.
Forscherteam entlarvt erhebliches Ausmaß an Inkonsistenzen
Die Berater verstärkten ihr Team mit Wissenschaftlern und Journalisten, die zusammen die Häufigkeit, das Ausmaß und Muster dieser Abweichungen untersuchen sollten. Dabei wurde deutlich, dass derartige Widersprüche systematisch in den Daten der »Google Trends« auftraten und gerade bei Analyse-Zeiträumen von weniger als acht Monaten oft so deutlich ausfallen, dass die Unterschiede Analysen stark verfälschen können. Das Team konnte nachweisen, dass die von den Suchmaschinenbetreibern beteuerte Repräsentativität der Stichproben in einem mitunter erheblichen Anteil der Fälle ganz einfach nicht gewährleistet war.
Googles Erklärungsversuche unzureichend
Als man Google mit den Erkenntnissen konfrontierte, argumentierte das Unternehmen aus Mountain View eher unzureichend. Etwaig auftretende Defizite in der Zuverlässigkeit der Trends-Daten seien auf geringe Suchvolumen zurückzuführen. Weitere Untersuchungen führten dazu, dass Googles Erklärungsversuche aber mindestens zu kurz greifen. Zwar konnte ein evidenter Zusammenhang zwischen Suchvolumen und Datenqualität nachgewiesen werden, der aber nur etwa die Hälfte der Ungereimtheiten in den Daten erklären konnte. Das Forscherteam vermutet daher, dass es neben jenem Zusammenhang von Suchvolumen und Datenqualität zusätzliche Einflussfaktoren existieren müssen, die ausschließlich von Google selbst aufgeklärt werden könnten.
Das Resultat der Studie ist für Google wenig schmeichelhaft. Das Arbeiten mit Google-Trends-Daten sei demnach sehr risikobehaftet, zumal ganz nebenbei die Analyse ebenfalls zeigte, dass der in »Google Trends« postulierte Indexwert nur begrenzt Rückschlüsse auf das reale Suchvolumen zulasse.
Gestatten, Google Trends …
»Google Trends« untersucht weltweit Zeitreihen zur Häufigkeit von Google-Suchen nach frei wählbaren Themen und Begriffen. Die Analyse-Zeitfenster können sich dabei auf wenige Stunden bis hin zu 15 Jahren beziehen. Auch können gezielt einzelne Länder und Regionen beobachtet werden. Seit der Einführung 2006 hat sich »Google Trends« als Recherche-, Forschungs- und Prognose-Instrument etabliert. Der Dienst ist kostenlos.
Bildquellen
- mitchell-luo-UZqq8Oi7PXk-unsplash (1): Photo by Mitchell Luo on Unsplash
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