Das Google Core Update vor Weihnachten hat die Sichtbarkeit aller Webseiten in den Google-Suchergebnissen zum Jahresende 2020 noch einmal ordentlich durcheinandergewirbelt. Eine zentrale Rolle bei der Neubewertung spielen User Intent und Content-Qualität. Die Auswirkungen sind deutlich: Gewinner und Verlierer finden sich in allen Branchen. Und das nächste Core Update ist bereits in Planung. Ein Gastbeitrag von Arne Chananewitz, Head of SEO bei der Löwenstark Online-Marketing GmbH.
Im Dezember hat Auswertung von Sistrix für seinen Suchmaschinen-Algorithmus ausgerollt. Binnen zwei Wochen, direkt nach Black Friday bzw. Cyber Monday und noch vor Weihnachten, wurden alle Seiten neu bewertet und indexiert. So kurz vor Jahresende überraschte Google mit der Aktualisierung – fand das letzte Core Update, bei dem die verfügbare Sichtbarkeit in den organischen Rankings neu verteilt wurde, doch erst im Mai 2020 statt. Anders als bei vergangenen Core Updates strafte Google diesmal jedoch nicht nur komplette Domains ab, sondern ging viel gezielter vor und bewertete einzelne Seiten im Verzeichnis einer Webseite neu. Um die Qualität von Suchergebnissen zu bewerten, nutzt Google 200 verschiedene Rankingfaktoren. In den Core Updates ändert der Suchmaschinenbetreiber die Gewichtung dieser Faktoren, die sich deutlich messbar auf die Suchergebnisse auswirkt. Mit dem Core Update im Dezember 2020 hat Google Veränderungen in den Rankings für die Bereiche Expertise, Authority und Trust vorgenommen, die im Wesentlichen den User Intent für eine Suchanfrage und die Qualität des Contents auf einer Webseite betreffen.
Relevante Faktoren für die Neubewertung durch Google
Vom Dezember-Core Update besonders negativ betroffen sind demnach Seiten mit „Thin Content“ und einer schwachen Brand. Dabei schenkt Google nicht nur der Struktur des Inhaltes eine stärkere Beachtung, sondern auch den Überschriften. Unnötiges Clickbaiting, das die Erwartungshaltung des Nutzers verzerrt, straft Google ab. Belohnt werden dagegen Webseiten mit einer guten User Experience und einem hohen Trust, wobei die Content-Qualität eine zentrale Rolle spielt. Google bewertet Webseiten besser, die einen Mehrwert an Informationen bieten, ein Thema vollständig und schlüssig behandeln und dabei originale Reports, Studien und Analysen verwenden. Bei der Prüfung der Informationen berücksichtigt die Suchmaschine auch, ob der Inhalt einer anderen Seite als Quelle belegt ist oder es sich um kopierten Inhalt handelt.
Diese Branchen sind vom Core Update besonders betroffen
Die Auswirkungen des Core Updates vom Dezember 2020 auf die Kernelemente Expertise, Authority und Trust (E-A-T) haben einige Branchen besonders zu spüren bekommen. Dazu gehören Webseiten aus den Bereichen Gesundheit, Finanzen, Bildung, Reisen, Jobs, E-Commerce sowie Wörterbücher und Lexika. Letztere haben bereits mit der Aktualisierung der Google Search Quality Rater Guidelines im Oktober 2020 nicht mehr der Nutzerintention entsprochen und erhalten mit dem Dezember-Update eine deutlich schlechtere Bewertung. Davon abgesehen, finden sich in allen genannten Branchen sowohl Gewinner als auch Verlierer, wie eine Auswertung von Sistrix belegt.
Medizinische Webseiten zählen zu den Gewinnern des Core Updates
Deutliche Gewinner des Core Updates sind zahlreiche Webseiten mit medizinischem Bezug, wie meine-gesundheit.de mit 107,4 Prozent mehr Sichtbarkeit, dr-gumbert.de, onmeda.de oder die Focus Arztsuche. Aber auch Online-Apotheken finden sich in der Liste der Top-10-Gewinner. Eeurapon.de etwa hat um 126 Prozent an Sichtbarkeit gewonnen und liegt damit auf Platz zwei der Top-Gewinner. Im Bereich Bildung haben beispielsweise wasistwas.de, grin.com, studis-online.de und lernhelfer.de ein Plus an Sichtbarkeit zu verzeichnen. Auch Online-Partnerportale, wie parship.de, date.de oder finya.de, profitieren im Zuge der Neubewertung durch Google. Allerdings sind die Gewinner keinesfalls branchenspezifisch, wie zum Beispiel Onlineseiten im Bereich Jobs und Reisen deutlich machen: Während es für wikitravel.com, hotels.com oder laenderdaten.com aufwärts geht, sinkt expedia.de in der Sichtbarkeitskurve. Linkedin.de zählt bei den Jobportalen zu den deutlichen Gewinnern, Xing hingegen zu den Verlierern. Hier wird besonders deutlich, dass Google zielgerichtet einzelne Seiten im Verzeichnis einer Webseite neu bewertet: Das Xing-Verzeichnis mit Profilen der Nutzer steigt in der Sichtbarkeit, während das der Firmennamen sinkt.
Wörterbücher, Vergleichsportale und mehr: Das sind die Verlierer des Updates
Neben Wörterbüchern und Lexika wie Dict.cc, Wiktionary.org, wortbedeutung.info und urbandictionary.com, gehören so auch Webseiten aus dem Bereich Medizin und Gesundheit, wie Cara.care, Praktischarzt.de und bundesgesundheitsministerium.de zu den Verlierern. Deutliche Verluste müssen Astroportale einstecken: downloadastro.com ist mit einem Sichtbarkeitsverlust von 63,5 Prozent der Top-Verlierer in der Sistrix-Statistik. Neben Vergleichsportalen, wie kfz-auskunft.de oder tarifcheck.de, bewertet Google im Rahmen des Core Updates auch einige Zeitungen, Zeitschriften und Magazine deutlich schlechter, da sie teils themenfremde Inhalte veröffentlichen. So muss finanznachrichten.de einen Sichtbarkeitsverlust von 31 Prozent einstecken, gefolgt von saechsische.de mit einem Minus von 27,4 Prozent und boerse-online.de mit einem Verlust von 26,3 Prozent.
Neues Google Core Update und weitere Aktualisierungen für 2021 geplant
Auch wenn sich die Auswirkungen des Core Updates erst nach und nach zeigen, heißt es für Webseiten-Betreiber und SEOs keineswegs „aufatmen“ – das nächste Core Update steht bereits in der Pipeline. Im ersten Halbjahr sind zunächst Aktualisierungen wie etwa das Passage Based Indexing und die Mobile-Only-Indexierung geplant, mit der Google keine Desktop-Inhalte mehr in die Suchergebnisse aufnimmt und stattdessen nur die mobile Version einer Webseite für Indexierung und Ranking berücksichtigt. Im Rahmen des Page Experience Updates im Mai 2021 gewinnt vor allem der Rankingfaktor User Experience an Bedeutung, der drei neue Signale, die sogenannten „Core Web Vitals“, beinhaltet: Largest Contentfulloew Paint (LCP), First Input Delay (FID) und Cumulative Layout Shift (CLS). Weitere Aktualisierungen sind im Bereich Augmented Reality, Duplex-Technologie, Google Maps sowie einer neuer Rechtschreibalgorithmus mittels KI geplant.
Über den Autor:
Arne Chananewitz ist Head of SEO der Löwenstark Online-Marketing GmbH und seit 2012 Teil des UnterneQuelle: Löwenstark Grouphmens. Die Full-Service-Agentur hat in 18 Jahren bereits über 2.500 Kundenprojekte erfolgreich realisiert. An inzwischen 10 Standorten im gesamten D-A-CH-Gebiet werden sowohl SEO-, SEA-, Affiliate-Marketing-, E-Mail-Marketing- als auch Social Media-Strategien für Kunden aller Branchen von der Löwenstark Online-Marketing GmbH entwickelt und betreut.
Bildquellen
- Arne Chananewitz Bild: Löwenstark Group
- google-76517_1280: Image by Simon Steinberger from Pixabay
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