Apples iOS 14 schränkt mit neuen Datenschutzfunktionen das Tracking durch Apps massiv ein. Werbetreibende rechnen mit einem gewaltigen Erdbeben für die Branche.
Neue Anti-Tracking-Funktionen in iOS 14 könnten den Markt für digitale Werbung nachhaltig verändern. Apples Datenschutz-Korrekturen zwingen Werbetreibende weitesgehend auf »Sicht zu fahren«, da die übergreifende Auswertung von Nutzergewohnheiten erschwert wird und der Erfolg beziehungsweise die Effektivität von Ad-Kampagnen sich nicht mehr aussagekräftig messen lassen.
App-Tracking braucht User-Okay
Wie Apple auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC im Juli mitteilte, umfasst iOS 14 Neuerungen, die »unsichtbares« Tracking durch die App verhindern sollen. So ist das App-Tracking künftig nur zulässig, wenn iPhone-Nutzer dies vorher verifizieren. Auch neu ist, dass die Apps in iOS 14 nicht länger auf die in iOS eingebettete Ad-ID (Advertising Identifier) zugreifen können. Die Änderungen sollen etwa das Ausspielen von personalisierter Werbung verhindern – zumindest erschweren. Aktuell können Nutzer die Beta-Version von iOS 14 testen, der offizielle Roll-Out ist für September 2020 angekündigt.
Die (digitale) Werbebranche fürchtet nun weitreichende Einschnitte. Denn einer Tracking-Erlaubnis dürften nur die wenigsten Nutzer zustimmen. Zwar würde laut Experten Apple die Ad-ID so nicht »töten«, aber praktisch als nutzlos degradieren. Bislang hatten Apps stets freien Zugang zur Ad-ID. Wer nicht getrackt werden wollte, musste die Funktion manuell in den Einstellungen abschalten.
Datenschützer kritisieren schon seit geraumer Zeit, dass das App-Tracking in iOS bisher ohne Umwege möglich war. Die Mozilla Foundation zum Beispiel führt an, dass gerade mal die Hälfte der iPhone-User überhaupt von einer sogenannten Ad-ID wisse.
Apples Ad-Lawine überrollt die Werbebranche
Viele Werber und Experten vermuten hinter Apples »Update« ausschließlich eigene Interessen. So soll anscheinend Apples eigenes Werbegeschäft in Form der App-Store-Ads durch diese Aktion gestärkt werden. Zudem dürfte eine andere Schnittstelle des Unternehmens für Werbenetzwerke an Bedeutung gewinnen: SKAdNetwork soll Werbetreibenden nämlich auch weiterhin erlauben, den Erfolg einer Kampagne für App-Installationen zu messen und trotzdem den Datenschutz zu sichern. Diese Technologie übermittelt laut Apple weder Nutzer- noch Gerätespezifische Daten an Werbenetzwerke.
Einschätzung der AD-ID Einschränkung in iOS
Dabei muss man berücksichtigen, dass iOS»nur« einen Marktanteil von etwa 27 Prozent , also etwa ein Viertel aller Handynutzer ein Apple-Gerät benutzen und dementsprechend die neue Funktion nutzen könnten. Davon müsste man sicherlich noch Geräte abziehen, die das neue iOS 14 nicht mehr unterstützen. Zudem gibt es Nutzer, die das Update nicht sofort installieren und solche, welche die neue Tracking-Option nicht nutzen. Eine weitreichende Delle im Werbemarkt ist so zuerst einmal nicht zu erwarten.
Auch ist fraglich, ob das Android-Betriebssystem eine ähnliche Funktion einführen wird. Mit 72,6 Prozent ist dieses der Marktführer unter den mobilen Betriebssystemen, eine Einschränkung des Trackings wäre dort also noch einmal einflussreicher. Allerdings würde sich Android-Hersteller Google damit selbst ein Bein stellen – das Anzeigen-Geschäfts ist Brot und Butter des Suchmaschinen-Riesen.
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- medhat-dawoud-f-3mUXFLY2o-unsplash (1): Photo by Medhat Dawoud on Unsplash
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