Zahlungsmoral im E-Commerce bleibt kritisch


Während Firmenkunden ihre Rechnungen nun regelmäßiger zahlen als noch im Vorjahr, lässt die Zahlungsmoral der Verbraucher leicht nach. Grund ist die gute Konjunktur im Land. Das ist das Ergebnis der traditionellen Herbstumfrage zur Zahlungsmoral in Deutschland des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen e. V. (BDIU).

Eigentlich vergeben die befragten Inkassounternehmen an die Zahlungsmoral in Deutschland nach wie vor relativ gute Noten. Bloß im E-Commerce ist die Stimmung weniger euphorisch. Da ist die Zahlungsmoral nämlich vergleichsweise schlecht. Laut Trendumfrage liegen der Online- und Versandhandel in der Branchen-Kategorie »Zahlungsmoral eher schlecht« mit 55 Prozent deutlich vor den Energieversorgern (42 Prozent) und dem Handwerk (40 Prozent). Vor allem die »Generation Z« nimmt es mit der Rechnungstreue nicht ganz so genau. Fast die Hälfte aller Befragten Unternehmen (48 Prozent) kritisiert die Zahlungsmoral der jungen Erwachsenen. Denn 85 Prozent der Agegrouper zwischen 18 und 24 Jahren stehen bei Online- und Versandhäusern in der Kreide. Nur Telekommunikationsunternehmen (88 Prozent) werden noch schlechter bedient. Den Erfahrungen der Rechtsdienstleister nach sind zu hohe Konsumausgaben (83 Prozent) und zu wenig Eigenverantwortung (73 Prozent) wesentlichen Gründe für die Jugendverschuldung. Ebenso sei das eigene Elternhaus (68 Prozent) oft ein schlechtes Vorbild.

Geschäfte laufen gut – Forderungen laufen auf

Aber auch die vermeintlich Erfahrenen setzen der E-Commerce-Branche mächtig zu. Die Gruppe der Erwachsenen zwischen 25 und 59 Jahren belegen mit 58 Prozent im Ranking der Verbindlichkeiten einen beachtlichen 4. Platz. Spitzenreiter sind hier mit 84 Prozent die Banken und Kreditinstitute.

Ralf Linden, Managing Director Sales & Marketing des Payment-Dienstleisters Universum Group, rät daher: »Der Rechnungskauf ist in Deutschland die beliebteste Zahlungsmethode. Aber Onlinehändler gehen mit dieser Zahlart ein enormes Risiko ein. Wie aus der Studie des BDIU abzulesen ist, hat sich die Zahlungsmoral unter jungen Leuten eher verschlechtert. Allerdings müssen die Gründe differenziert betrachtet werden – häufig steht keine böse Absicht hinter einem Nichtbezahlen. Onlinehändlern schadet es dennoch nicht, die Payment-Abwicklung in die Hände von Experten zu geben.«

Überhaupt lässt sich branchenübergreifend und über alle Altersgruppen hinweg ein sehr bedenklicher Trend erkennen: 57 Prozent der Inkassounternehmen vermerken, dass private Schuldner fällige Rechnungen absichtlich erst viel später als vereinbart oder auch gar nicht bezahlen. Top-Nennung (67 Prozent) auf die Frage nach dem warum: Unkontrolliertes Konsumverhalten. Überschuldung – 2017 noch die Spitzen-Antwort – wird nur noch von 65 Prozent (minus 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) als Nichtzahlungsgrund genannt. Noch weniger (38 Prozent) geben Arbeitslosigkeit als Grund an.

Dazu Kirsten Pedd, Präsidentin des BDIU: »Eigentlich klingt es absurd, aber: Viele Verbraucher haben deutlich mehr Geld zur Verfügung, und deshalb bezahlen sie ihre Rechnungen nicht mehr so sorgfältig wie früher. Manche Schuldner haben die finanziellen Risiken eines möglichen Fehlverhaltens – von Mahngebühren bis hin zu Gerichtskosten – inzwischen eingepreist.«

Zahlungsmoral 2019: Prognosen zur Zahlungsmoral lassen Gläubiger zittern

Für 2019 prognostizieren die Inkassounternehmen einen Negativ-Trend in Sachen Zahlungsmoral und – anders als im Vorjahr – gleich mehrere Risikofaktoren. 57 Prozent befürchten einen Konjunktur-Rückgang. Weitere Risiken drohen durch Änderungen in der Rechtsprechung der Europäischen Union. So könnten im Zuge der EU-Richtlinien zur Harmonisierung des Insolvenzrechts die Hürden zur Erteilung einer Restschuldbefreiung in Deutschland deutlich gesenkt werden. Schon dieses Jahr rechnet der BDIU mit fast 70.000 Verbraucherinsolvenzen. Für den E-Commerce wird es daher umso wichtiger sein, Zahlungsansprüche effektiv und kostengünstig durchsetzen zu können.

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