Deutschland mag es cash. Denn Deutschland ist (immer noch) Bargeldland. Und das wird sicherlich auch noch eine Weile so bleiben. Online allerdings verschieben sich die Vorlieben in Sachen Bezahloptionen doch deutlich. Cash bei Onlinebestellungen (z. B. Barzahlung bei Lieferung) übernimmt – wenn überhaupt – maximal eine Statistenrolle. Dass PayPal und Co. ganz oben im Beliebtheitsranking stehen, dürfte wohl keine echte Überraschung sein. Was danach kommt vielleicht schon eher: Am Checkout zählt der Rechnungskauf nämlich immer noch zu den populärsten Zahlungsarten in Deutschland. Natürlich zahlen Onlineshopper auch nach wie vor mit Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren. Immer beliebter wird tatsächlich der Ratenkauf. Und das nicht ohne Grund: Käufer wollen immer seltener wirklich auf ein Produkt hin sparen – sehen und direkt kaufen ist längst mehr als bloßer Trend. Laut der Studie Einkaufswelten 2017 der TeamBank AG können sich fast zwei Drittel der Deutschen grundsätzlich eine Finanzierung ihrer Einkäufe vorstellen. Jeder Neunte verlangt sogar ausdrücklich nach einer Ratenkaufoption. Grundsätzlich sollte das Payment-Setup eines Shops verschiedene Zahlungsoptionen anbieten. Denn der Studie nach sind 41 Prozent schlichtweg genervt, wenn das von ihnen favorisierte Bezahlverfahren im Checkout-Prozess überhaupt nicht angeboten wird. Vielfalt schlägt eben Einfalt.
Der optimale Payment-Mix für den Onlineshop
Cyberwallets, E- und Digital-Wallets
Wallets sind mehr oder weniger digitale Geldbörsen. Hier können Debit- und Kreditkarten sowie Konten hinterlegt bzw. aufgeladen werden. Das virtuelle Portemonnaie dient so als Zahlungssystem und ist dank Platzhirsch PayPal die Nummer eins im Onlinehandel.
Auch Amazon tritt mit Amazon Payments, den meisten wohl besser als Amazon Pay bekannt, als Vermittler auf. Wird Amazon Pay im Checkout des Onlineshops angeboten, brauchen Kunden kein neues Konto anzulegen, sondern loggen sich mit ihrem Amazon-Konto ein und können so ihre Bestellungen komfortabel bezahlen. Klarer Vorteil in Richtung Anonymität und Datensicherheit.
Kauf auf Rechnung
Beim Rechnungskauf wird die Ware vom Händler inklusive einer Rechnung versendet und der Käufer zahlt erst mal nicht. Er kann sich die Ware in aller Ruhe anschauen und die beiliegende Rechnung innerhalb einer bestimmten Frist begleichen. Ein tolles und vor allem sicheres Geschäft für den Kunden, da er bis auf die Versandadresse keine persönlichen Daten wie Konto- oder Kreditkartennummer preisgeben muss. Auch Händler können sich entspannt zurücklehnen. Viele Zahlungsdienstleister übernehmen den Rechnungskauf inklusive Zahlungsgarantie.
Kreditkarten
Ein Evergreen des E-Commerce. Das Bezahlen mit den gängigen Kreditkarten von VISA, MasterCard und American Express wird in fast jedem Onlineshop angeboten. Für Shopbetreiber eine lohnende Option. Die Transaktionsgebühren sind überschaubar und die Zahlung erfolgt garantiert. Thema Sicherheit: Für Onlineshopping via Kartenzahlung galt bislang das 3-D Secure-Verfahren als »State of the Art«. Das ist mittlerweile jedoch technisch überholt und entspricht nicht mehr den neuen Standards der Europäischen Union. Am 14. September 2019 greift eine neue Richtlinie der Europäischen Bankenaufsicht: Die Verordnung benennt neue technische Regulierungsstandards und fordert künftig für Einkäufe im Internet eine Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Lastschrift und Direktüberweisung
Lastschrift und Direktüberweisung unterscheiden sich im Grunde kaum. Beim SEPA-Verfahren wird ganz klassisch eine Zahlung angewiesen. So arbeitet auch die Direktüberweisung. Allerdings passiert dies in einer Art »Express-Überweisung«. Von der sofortigen Zahlungsgarantie profitieren Kunde und Händler gleichermaßen. Der Händler kann die Zahlung direkt bestätigen, was die Wartezeit des Kunden auf die Ware deutlich verkürzt. Die tatsächliche Überweisung erfolgt allerdings nicht sofort, lediglich die Zahlungsgarantie wird bestätigt.
Eine weitere Variante ist die Echtzeitüberweisung. Beim Instant Payment sollen an 365 Tagen rund um die Uhr Transaktionen binnen 20 Sekunden über die Bühne gehen. Allerdings steckt das Instant Payment im Onlinehandel noch in den Kinderschuhen.
Ratenkauf
Der Ratenkauf zählt in Deutschland zu den populärsten Zahlungsarten. Das eher staubige Image, er sei ausschließlich für Kunden mit niedrigem Einkommen eine spannende Alternative, ist nicht mehr zeitgemäß. Eine Ratenfinanzierung ist sogar eher für die deutsche Mittelschicht mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 3.000 und 4.000 Euro von Interesse. Und tatsächlich sind Ratenkäufer aufgrund der lukrativeren Warenkörbe auch die die besseren Umsatztreiber. Die aktuelle ibi research-Analyse Ratenkauf im deutschen Einzelhandel – Status quo und Ausblick aus Händlersicht unterstreicht diesen Fakt noch einmal: 70 Prozent der Händler verbuchen eine Steigerung ihres Umsatzes, nachdem sie die Ratenkauf-Option in ihr Payment-Setup integriert haben.
Fazit
Die Qualität der Customer Journey ist ausschlaggebend für eine positive Geschäftsbilanz – im Onlinehandel noch deutlicher als im Präsenzhandel. Denn die perfekte Customer Journey geht weit über die reine Usability und das Corporate Design hinaus. Sie schließt den Pre- sowie auch den After-Sales-Prozess ebenso mit ein. Ein bunter Payment-Mix ist also Teil der perfekten Customer Journey. Aber gerade die E-Commerce-Branche hat mit hohen Abbruchquoten zu kämpfen. Darum sollten am Checkout auch verschiedene Zahlungsoption zur Auswahl stehen – vor allem die vom Kunden geforderten.
Bildquellen
- ecommerce-3546296_1920: TheDigitalArtist | pixabay
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