Funktioniert KI und SEO? Ein Interview mit Timon Hartung


Verbindet KI und SEO eine Art Hassliebe? Die Möglichkeiten, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz suchmaschinenoptimierten Content zu produzieren, sind längst existent. Aber wie so etwas genau funktioniert und welche Fehler hier gemacht werden, hat uns Timon Hartung in diesem aufschlussreichen Interview erklärt. Wer Timon live sehen möchte, findet ihn auf dem SEO-Day am 07.11.24 in Köln.

Timon Hartung versteht dank Wirtschaftsinformatik-Studium und jahrzehntelanger Praxis im Online-Marketing die Schnittstelle von Technologie und Marketing in einer Detailtiefe, die in dieser Branche Seltenheitswert hat. Da er sich zudem seit einigen Jahren intensiv mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt und Unternehmen mit einer Technologieberatung (Infos auf www.woxow.com)  begleitet, freuen wir uns über seine Insights speziell mit dem Fokus auf Suchmaschinenoptimierung.

contentmanager: Mögen sich KI und SEO?

Bei dieser Frage schmunzelt Timon und erklärt: Wenn wir über KI sprechen, verstehen die meisten derzeit darunter ChatGPT bzw. OpenAI. Bekanntlich steht dahinter Microsoft. Wenn wir SEO betrachten, ist damit hierzulande vor allem die Suchmaschine Google gemeint. Somit müssen wir uns fragen, ob Microsoft und Google sich gut verstehen. Da sie ähnliche Märkte bearbeiten, sind sie vor allem Konkurrenten. Trotzdem sieht es Google als wichtig an, dass gute Websites, die den Search Intent bestmöglich beantworten, auch gut ranken müssen. Infolgedessen muss eine mit KI produzierte Website so gut sein, dass sie perfekt mit der Suchanfrage matcht. Tut sie das, hat KI gute Arbeit geleistet. Insofern kann man sagen, dass für solche Fälle KI und SEO sich durchaus mögen können.

KI und SEO funktionieren dann, wenn Search Intent und KI matchen!

Allerdings kostet Google das massive Wachstum von Content dank KI auch Geld. Wenn schon heute ein Vielfaches an Content geprüft und indexiert werden muss, entstehen höhere Rechenleistungen bei Google und damit höhere Kosten.

contentmanager: Erkennt Google, wenn ein Text mit KI geschrieben wurde?

Auf den Markt der KI-Erkennung drängen gefühlt jeden Tag neue Lösungen. Aber auch mit bloßem Auge erkennt man schnell, wann ein Text mit KI produziert wurde ohne spezielle Input Maßnahmen, lässt uns Timon wissen. Insbesondere bei längeren Texten neigt openai dazu, Formulierungen zu wiederholen oder langatmig zu formulieren. Bisher lässt sich dies auch nicht durch intelligentes Prompting und Ausschlüsse auflösen, sondern nur durch zusätzilchen Aufwand und Informationen an die KI (RAG Data). Auch das „Drehen“ an der Temperature der KI hilft nicht viel, außer dass sie bei zu hoher Temperatur mit dem Halluzinieren beginnt. Aus diesem Grund sind hier menschliche Kompetenzen gefragt, die die KI-Textentwürfe gegenlesen und optimieren.

Für Contentmanager wird es auch mit Künstlicher Intelligenz genug zu tun geben!

contentmanager: Was sollte man beachten, wenn man mit KI SEO-Content produziert?

Im Grunde legen wir dieselben SEO-Kriterien an KI Content an wie an klassischen Content. Da wir theoretisch mit KI sehr schnell sehr viel Content produzieren können, sollte man darauf achten, dass es nicht zu viel Content auf einmal wird. Ansonsten läuft man Gefahr, dass nicht der gesamte Content indexiert wird. Dies haben wir in mehreren Testprojekten erfahren dürfen.

contentmanager: Wie setzt Ihr KI für die Content Produktion ein, Timon?

Für unsere Kunden entwickeln wir individuelle Software, mit der wir zu einem großen Teil automatisiert Content produzieren können. Dazu setzen wir auf eine Mischung aus verschiedenen KI-Systemen, mit denen wir Textcontent, Bildcontent und weitere Formate produzieren können. Klassische SEO-Aspekte wie zum Beispiel negative Keyword-Listen werden im Produktionsprozess integriert. Am Ende setzt unsere Software die Teile zu fertigen Inhalten zusammen, die auf den Content Management Systemen unserer Kunden publiziert werden.

contentmanager: Was kostet im Durchschnitt ein Artikel, den man mit KI schreibt?

Das lässt sich pauschal nur schwer beantworten. Grundsätzlich gilt aber, dass je mehr Artikel geschrieben werden, desto günstiger der einzelne Artikel am Ende wird. Zunächst einmal muss ein Konzept für die Nutzung von KI erstellt werden, um darauf aufbauend die Software zu justieren. Hier gibt es im Markt auch einige Low Code und No Code Lösungen, mit denen man KI Systeme bauen kann. Mit der einmal eingerichteten Infrastruktur lassen sich dann die Inhalte produzieren. Am Ende kostet ein fertiger Artikel ca. 2 bis 5 Euro. Allerdings lässt sich das bei viel Content dank sinkender Grenzkosten auch auf weit niedrigere Kosten herunterdampfen.

Vielen Dank an Timon für die spannenden Insights zu KI und Content.

Informationen zum Interviewpartner:

Timon Hartung Timon Hartung ist ein Marketing-Technologie-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung in SEO und Online-Marketing. Sein umfangreiches Marketing-Wissen kombiniert er mit seiner Programmiererfahrung, was ihn insbesondere im technischen SEO und zunehmend im Bereich Künstliche Intelligenz auszeichnet. Er ist als Speaker und Moderator auf nationalen und internationalen Konferenzen und als Kolumnist bei Forbes und der W&V bekannt. Gemeinsam mit seiner Frau Johanna leitet er die Firma WOXOW, eine Technologieberatung für SEO, AI und Data.

Bildquellen

  • Interview Timon Hartung: Midjourney
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