Video SEO: YouTube, eigenes Hosting oder beides?


Bei Google stand das Jahr 2010 eindeutig unter dem Thema „Video“. Gerade YouTube – in der Vergangenheit schon oft als zweitgrößte Suchmaschine bezeichnet – weckt bei vielen Werbetreibenden Interesse. Bewegtbild gilt als attraktiv, weil es gut dazu geeignet ist, Markenbindung aufzubauen und auch komplexe Sachverhalte zu vermitteln.

Videos sind aber natürlich auch in Bezug auf SEO interessant. So kann man – gute Videos vorausgesetzt – über YouTube oder das Hosten der Videos auf der eigenen Website zusätzlich Traffic erzeugen. Aber welcher Weg ist der beste, um potenzielle Kunden möglichst effizient zu erreichen? Dieser Artikel soll einen Überblick über die wichtigsten Wege geben und deren Vor- und Nachteile aufzeigen.

Weg 1: Videoportale (YouTube & Co.)

Ob YouTube, Clipfish oder MyVideo: Video-Plattformen gibt es nach wie vor recht viele, auch wenn der Platzhirsch YouTube vom ersten Platz hinsichtlich Reichweite nicht zu vertreiben ist. Im Folgenden konzentriert sich der Artikel daher auf YouTube. Viele der Überlegungen sind allerdings auch auf andere Videoportale zu übertragen.

Das Publizieren von Videos auf YouTube hat zunächst klare Vorteile, da man so auf dreierlei Wegen potenzielle Besucher erreichen kann:

1. Die Besucher suchen direkt auf YouTube nach etwas und stoßen auf das Video.

2. Die Besucher suchen bei Google und sehen ein YouTube-Video in den Suchergebnissen.

3.YouTube-Videos können von anderen Seiten eingebettet werden und so auch dort Informationen und Bekanntheit der Marke transportieren.

Wer also z. B. auf YouTube oder bei Google nach „gitarre kaufen“ sucht, stößt auf dasselbe Video . In den Google-Ergebnissen finden sich sehr oft YouTube-Videos als Suchergebnis. Das kann so wie in Abbildung 1 aussehen, und zwar als Suchergebnis mit oder ohne Video-Thumbnail. Es kann aber auch als so genanntes Universal-Search-Ergebnis erfolgen.

Google zeigt gleiches Video wie YouTube anAbbildung 1: Google zeigt für „Gitarre kaufen“ das gleiche Video wie YouTube an.

Ranking-Faktoren

Wer seine Videos auf YouTube hochlädt, kann zunächst einmal auf die extrem gute Link-Popularität von YouTube vertrauen. Viele Aspekte, über die man bei der Optimierung der eigenen Website nachdenken muss (interne Struktur, interne Verlinkung, externe Verlinkung), können bei YouTube ignoriert werden, da sie ohnehin nicht zu ändern sind.

Vielmehr muss man sich auf die wenigen On-Page-Maßnahmen konzentrieren, die beim Hochladen eines Videos abgefragt werden:

1. Name des Videos: Hier sollten die Zielsuchbegriffe in der richtigen Reihenfolge und Schreibweise möglichst weit vorne vorkommen.

2. Beschreibung: Die Beschreibung sollte unique sein und ebenfalls die Suchbegriffe aufgreifen.

3. Tags: Auch hier sollten die Suchbegriffe genannt werden.

Wer seinen Videos noch nachhelfen möchte, kann diese natürlich auch von außen anlinken, also z. B. mit einem Link wie „Verpasst nicht mein Video zum Thema <a href=“http://www.youtube.com/watch?v=IHO8boO9wdY“>Gitarre kaufen</a>“.

Interne Ranking-Faktoren

Zusätzlich zu der rein textlichen Übereinstimmung mit den Suchbegriffen werden bei der internen YouTube-Suche aber noch ganz andere Faktoren gewertet. Wer sich diese Informationen zu einem Video einmal anschaut (der Verweis hierhin findet sich unterhalb des Videofensters, rechts neben der Beschreibung, siehe Abbildung 2), erhält viele Informationen zu einem Video. So kann YouTube etwa auf vielfältige Metriken, wie Anzahl der Aufrufe, Verteilung der Aufrufe über die Zeit, Bewertungen, Kommentare, Abonnenten, Weiterleitungen und vieles mehr zugreifen, um ein Video hinsichtlich der Attraktivität (insgesamt und für bestimmte Suchbegriffe) zu bewerten.

Auswertung zu einem VideoAbbildung 2: Auswertungen zu den Videos befinden sich unterhalb des Videofensters.

Weiter geht’s

Es existiert aber ein grundlegendes Problem für alle, die Videos auf YouTube hochladen: Der Besucher war entweder schon auf YouTube und ist dort auf das Video gestoßen oder er hat bei Google gesucht und ist dann zu YouTube gekommen – aber er ist eigentlich nicht da, wo man ihn haben möchte: auf der eigenen Website. Streng genommen wurde bis zu diesem Punkt nur YouTube geholfen, mehr Besucher zu erhalten und seine Marktführerschaft auszubauen.

Wer das Video nicht nur als Mittel zum Markenaufbau einsetzen möchte, ist gezwungen, die Besucher von YouTube auf die eigene Website zu lotsen. Wie das Video in Abbildung 3 zeigt, lässt sich das auf verschiedene Weise schaffen:

1. Der Name der Website wird im Video selber eingeblendet (in diesem Fall sehr sichtbar am Anfang und Ende des Videos).

2. Auch in der Beschreibung des Videos lassen sich Links platzieren, die allerdings auch Nofollow-Links sind.

3. Beim Klick auf den Benutzernamen „gitarrenlehrer“ landet ein Besucher auf der Channel-Seite, auf der sich viele gute Links auf die eigene Website platzieren lassen (jeweils Nofollow-Links).

Möglichkeit des Markenaufbau über YoutubeAbbildung 3: Markenaufbau leicht gemacht. Bei YouTube gibt es verschiedenen Möglichkeiten.

Darüber hinaus gibt es noch mehr Möglichkeiten, um Besucher auf eine Website zu schicken: Wer seinen YouTube-Account mit einem AdWords-Account verbindet, kann seinen Videos Overlay-Ads zuordnen. Auch kann jeder sein Video annotieren, also Bemerkungen hinzufügen, die innerhalb des Videos angezeigt werden. Hyperlinks sind hier aber nicht möglich. Hier ist es natürlich immer sehr wichtig, den Bogen nicht zu überspannen und YouTube-Nutzer zu verschrecken, weil die Bemerkungen zu „pushy“ sind.

 Weg 2: Videos auf der eigenen Website

Der zweite grundsätzliche Weg besteht darin, die Videos auf der eigenen Website anzubieten. In der Praxis sind das dann oft FLV-Dateien, die über einen kostenfreien Flash-Player abgespielt werden.

Der Aufwand ist hier gegenüber dem Hosting der Videos bei YouTube höher – und auch die positiven Effekte der YouTube-Community (einfaches Weiterleiten der Videos, Auffinden bei der internen YouTube-Suche) entfallen. Dennoch kann sich das Hosten der Videos auf der eigenen Website als vorteilhaft erweisen. So kann man etwa ein Listing wie in Abbildung 4 erhalten: Das normale Suchergebnis wird um einen Thumbnail ergänzt, der dafür sorgt, dass das Suchergebnis im Vergleich zu anderen Listings stärker auffällt.

 Googleanzeige Abbildung 4: Das Snippet wird auch teilweise aus dem umgebenden Text gebildet.

Wer auf das Listing klickt, landet dann übrigens nicht direkt im Videoplayer, sondern nur auf der Seite, auf der sich das Video befindet.

Video-Sitemaps

Prinzipiell würde Google Videos wohl auch indexieren, wenn es diese einfach beim Crawlen der Websites finden würde. In diesem Fall würden allerdings sehr viele relevante Informationen fehlen. Je nach Dateiformat (von denen die Suchmaschine jede Menge unterstützt) würde Google dann nicht mal über einen Namen oder eine Beschreibung des Videos verfügen. Es wäre also sehr unwahrscheinlich, dass ein Video dann auch relevante Rankings erzeugen könnte.

Diese Meta-Informationen zu einem Video müssen Google also mitgeteilt werden – und das geht derzeit in Form einer so genannten Video-Sitemap. Die notwendigen Spezifikationen finden sich in der Google-Hilfe.

In der Praxis sieht eine XML-Sitemap für ein Video dann z. B. so aus:

<?xml version=“1.0″ encoding=“iso-8859-1″?>
<urlset xmlns=“http://www.sitemaps.org/schemas/sitemap/0.9″
xmlns:video=“http://www.google.com/schemas/sitemap-video/1.1″>
<url>
<loc>http://www.suchradar.de/magazin/archiv/2010/2-2010/rich-snippets-neuigkeiten.php</loc>
<video:video>
<video:content_loc>http://www.suchradar.de/magazin/archiv/2010/2-2010/rich-snippets.mp4</video:content_loc>
<video:title>Rich Snippets: Der Stand der Ding</video:title>
<video:description>Rich Snippets können in Zukunft sehr wichtig bei Google werden: Attraktivere Suchergebnisse wären dann mit einigen Code-Ergänzungen möglich. Aber funktioniert das auch schon? Dieses Video gibt einen kurzen Überblick über den Stand der Dinge im April 2010. Man erfährt, welche Standards von Google unterstützt werden und wie man die eigene Website verändern muss, um von Rich Snippets zu profitieren.</video:description>
<video:tag>rich snippets</video:tag>
<video:family_friendly>Yes</video:family_friendly>
<video:duration>409</video:duration>
</video:video>
</url>
</urlset>

Experimente

Wer selber Videos über XML-Sitemaps bei Google anmelden möchte, wird nicht vermeiden können, die Spezifikationen zu lesen. Aber wie gesagt: Man muss auch nicht alles glauben, was dort steht. So gibt es ein Attribut namens „<video:thumbnail_loc>“, das auf ein Thumbnail-Bild verweist. Laut Google-Hilfe ist dieses Attribut erforderlich und darf somit nicht weggelassen werden. In der Beispiel-Sitemap fehlt dieses Attribut allerdings, was die Suchmaschine allerdings nicht daran gehindert hat, die Video-Datei trotzdem zu indexieren.

Insgesamt muss also in jedem Fall etwas experimentiert werden. Wenn man z. B. nach einem Teil der Video-Beschreibung sucht (z. B. „Dieses Video gibt einen kurzen Überblick über den Stand der Dinge im April 2010“), findet Google das Video nicht. Das lässt den Rückschluss zu, dass die Beschreibung eben (noch) nicht für die Suche relevant ist.

Auch wenn Google Daten wie Titel und Beschreibung also mehr oder weniger übernimmt, sollte man hier nicht (wie früher oftmals bei Meta Keywords üblich) beliebige, mit Suchbegriffen vollgestopfte Texte verwenden. Es empfiehlt sich eher, die Beschreibung zu übernehmen, die Google auch auf der HTML-Seite in der unmittelbaren Nähe des Videos finden kann.

Wie gesagt: Hier muss jeder ein bisschen experimentieren. Es ändert sich relativ viel beim Google-Video-Index, sodass man hier immer wieder die Möglichkeiten und Grenzen ausloten muss. Ein Nachteil dabei ist leider die Geschwindigkeit der Indexierung. Wer von Google eine Indexierung am selben oder folgenden Tag gewohnt ist, muss sich beim Video-Index an deutlich längere Wartezeiten gewöhnen. Es kann derzeit Wochen, manchmal Monate dauern, bis Videos aufgenommen werden.

Fehler-Meldungen

Wer seine Videos per Video-Sitemap anmeldet, wird dies i. d. R. über die Google Webmaster Tools machen („Website-Konfiguration > XML-Sitemaps“). Nach dem Anmelden einer Sitemap erhält man hier allerdings nur grundlegende Meldungen zum Feed an sich (z. B. in Bezug auf XML-Konformität) oder auf bestimmte URLs (wenn beispielsweise eine URL nicht erreichbar ist).

Umfangreichere Fehlermeldungen (z. B. bei falscher Größe der Video-Thumbnails) verspricht Google neuerdings in einem neuen Tool, das man unter „Google Labs > Video-Sitemaps“ findet. Sonderlich gut funktioniert dieses jedoch derzeit noch nicht, da es uns dort selbst bei fehlenden Attributen nicht möglich war, Fehlermeldungen zu erhalten.

Effekte

Dass Videos auch ein Hype-Thema sind, merkt man an manchen im Internet kursierenden Meinungen – vor allem von Unternehmen, die mit Videos ihr Geld verdienen. Es ist wie so oft leider recht schwierig, den Effekt (eine Verbesserung des Rankings) der Maßnahme (dem Einbau eines Videos in eine Seite) zuzuordnen, weil der Effekt ja auch auf anderen Maßnahmen (Verbesserung der Verlinkung, …) beruhen kann.

Bei sehr vielen Tests in den letzten Monaten hatte ich allerdings nie das Gefühl, dass allein die Existenz eines Videos in einer HTML-Seite spürbare Auswirkungen auf das Ranking dieser Seite hat. Interessant sind Videos aber schon, weil Sie wie gesagt eine bessere Sichtbarkeit im Google-Index erzeugen.

Weg 3: Hybrid

Beide Wege sind recht unterschiedlich, schließen sich aber auch nicht aus. Also: Man kann derzeit beides parallel machen. Der Video-Index ist zumindest derzeit noch nicht so ausgetüftelt, dass es dort keine Videos gäbe, die man nicht auch auf anderen Video-Plattformen findet. Ein Video kann also sowohl bei YouTube als auch im Google-Video-Index abgelegt sein, ohne dass es hier zu Problemen käme. Langfristig mag sich das ändern, aber derzeit gibt es diese Möglichkeit eben noch.

Auch wenn das Video selber dann nicht „unique“ ist, sollte man darauf achten, dass es die Meta-Daten schon sind. Für die YouTube-Beschreibung und die Beschreibung in der XML-Sitemap dürfen also gerne unterschiedliche Texte verwendet werden.

Letztlich kann man auf dem Hybrid-Weg von den Vorteilen beider vorher genannten Wege profitieren:

1. Besucher über die YouTube-interne Suche

2. Nutzung der YouTube-Community-Funktionen (Erzeugen von Abonnenten, Weiterleiten von Videos, Video-Kommentare, …)

3. Besucher über YouTube-Videos, die in der Google-Suche erscheinen

4. Besucher, die etwas bei Google gesucht haben und dann auf eine Seite mit eingebautem Video gelangen

 

Streng genommen kann das alles schon erreicht werden, indem man das Folgende macht:

1. Das Video wird bei YouTube hochgeladen und dann in eine Seite der eigenen Website eingebaut.

2. Das Video wird dort in einem anderen Format (AVI, MP4, …) unter dem YouTube-Video-Player nochmal als Download angeboten (Video-Sitemap nicht vergessen).

Die erste Maßnahme ist gut für YouTube und Ihre Marke, da so idealerweise das YouTube-Video oft aufgerufen wird, was wiederum dem YouTube-internen Ranking hilft. Die zweite Maßnahme ist dann dafür geeignet, das Video über die XML-Sitemap bei Google anzumelden und es dementsprechend mit Rich Snippet versehen im organischen Suchergebnis wiederzufinden.

Bei alledem darf man die Google-Richtlinien nicht vergessen: Manchmal findet man auf einigen Websites auch versteckte Links auf Video-Dateien (also so etwas wie <a href=“video.mp4″ style=“display:none“>Video herunterladen</a>). Derartige Maßnahmen sind natürlich nicht zu empfehlen, da sie gegen Google-Richtlinien verstoßen und so auch zu einer Abstrafung führen können.

Fazit

Video SEO ist wieder mal ein Thema, bei dem es nicht unbedingt den einen richtigen Weg gibt. Unternehmen sollten sich daher für einen geeigneten Mix aus den möglichen Wegen entscheiden, um eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen. Vor allem gilt bei Video aber eins: am Ball bleiben. Denn gerade bei Google ändert sich in Bezug auf Videos regelmäßig etwas, so dass man hier viel experimentieren muss.

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1 Comment

  1. Peter Winkler
    18. September 2016
    Antworten

    Gute Infos, Danke

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