Praxis: Ein Magento-Shop entsteht…


Webinar Shopsoftware

Die Open Source Shopsoftware Magento ist von einem Insidertipp zu der am schnellsten wachsenden Open-Source-eCommerce-Lösung weltweit herangereift. Über eine Million Downloads sprechen eine deutliche Sprache und ein Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht in Sicht.

Magento gehört zweifelsohne zu den besten derzeit verfügbaren Shoplösungen. Jedoch sollten bei der Einführung eines Magento-Shops einige Punkte und Besonderheiten beachtet werden, die wir im Rahmen eines aktuellen Kundenprojektes skizzieren möchten.

Bei unserem Kunden 4fitness handelt es sich um einen Fachhändler für professionelle und hochwertige Fitnessgeräte, der neben einem Ladenlokal einen Großteil des Umsatzes über das Web generiert. In der Vergangenheit kam hier – ganz klassisch – ein xt:Commerce Shop zum Einsatz, der zwar an die Bedürfnisse von 4fitness angepasst wurde, aufgrund der Software-Architektur und einiger bekannter „xt:Commerce-Problemchen“ inzwischen jedoch nicht mehr zeitgemäß erschien. Ein Relaunch war daher unabdingbar!

Ziele des Relaunches

Beim Relaunch sollte oberstes Augenmerk auf State-of-the-Art Funktionalitäten, einfachste Bedienung, Erweiterbarkeit und Updatefähigkeit sowie insbesondere Suchmaschinentauglichkeit gelegt werden. Zudem sollte der Shop in ein sehr individuelles, ansprechendes Layout gekleidet werden, bei dem eine professionelle Produktpräsentation im Vordergrund steht – die idealen Voraussetzungen für den Einsatz von Magento.

Als Umsetzungshorizont wurde – inklusive benötigter bzw. gewünschter Zusatzfunktionalitäten bzw. Module – ein Zeitraum von einem Mann-Monat angepeilt.

Die Wahl fiel gleich zu Beginn auf Magento, da alle Anforderungen mit der Software abgedeckt werden konnten und auch die restlichen Rahmenbedingungen als optimal erschienen.

Was genau macht Magento für 4fitness so passend?

Wie bereits erwähnt besteht das Produktportfolio von 4fitness aus hochwertigen Fitnessgeräten, die daher auch in einem gehobenen Preissegment angesiedelt sind. Anders als bei Shops, in denen viele tausend Billig-Artikel angeboten werden, lohnt es sich also besonders, jeden einzelnen Artikel umfassend zu pflegen und sich bei der Produktdarstellung und –beschreibung besondere Mühe zu geben.

Und genau hier kommen die Stärken von Magento zum Tragen:

  1. Die Produktpräsentation steht bei Magento an erster Stelle. Natürlich ist dies zum Teil auch Sache des Layouts. Magento bietet hier aber bereits eine ganz andere Ausgangsbasis und entsprechende Funktionalitäten. Statt der von xt:Commerce bekannten überfrachteten Menüs, unübersichtlichen Auflistungen und verbesserungswürdigen Produktabbildungen gibt es bei Magento auf Wunsch eine klare Navigationsstruktur, alle Informationen am richtigen Fleck und hochauflösende Fotos des Artikels. Die ermöglicht eine gezielte und professionelle Bewerbung der einzelnen Produkte.
  2. Durch die enorme Flexibilität bei der Vergabe von Produktattributen kann der Kunde in übersichtlicher Form über die technischen Details der einzelnen Geräte informiert werden. Gezielte Vergleiche zwischen den verschiedenen Artikeln sind ohne weiteres möglich und durch attributspezifische Suchfunktionen (Layered Navigation und erweiterte Suche) findet jeder User schnell und sicher sein Wunschprodukt.
  3. Insbesondere beim Kauf von hochwertigen – bzw. Markenprodukten informieren sich die Kunden in der Regel ausgiebig vor dem Kauf, vergleichen Preise und achten auch auf einen vertrauenswürdigen Eindruck des Shops. Mit Magento hat man ein Werkzeug zur Hand, mit dem sich ein moderner und hochprofessioneller Shop problemlos realisieren lässt. Durch die modulare Software-Architektur kann Magento dabei jederzeit um beliebige Funktionalitäten erweitert werden. Besonders interessant ist dabei unser eigens entwickeltes Magento Modul zur Eintragung des Inventars in Preissuchmaschinen, auf das an anderer Stelle noch etwas genauer eingegangen wird.

Trotz aller Vorteile sollte jedoch unbedingt darauf hingewiesen werden, dass Magento nicht für alles und jeden zu empfehlen ist. Hier sollten einige grundlegende Dinge beachtet werden bzw. die nachfolgenden 5 Fragen kritisch beantwortet werden. Andernfalls kann man sich als Shopbetreiber auf sehr dünnes Eis bewegen:

Die 5 entscheidenden Magento-Fragen

1. Haben Sie sich im Vorfeld intensiv mit Ihrem zukünftigen Shop beschäftigt und ein erstes Konzept/Pflichtenheft erstellt?

Gerade beim Einsatz eines Magento-Shops ist eine vernünftige Planung mit Erstellung eines detaillierten Pflichtenheftes unbedingt erforderlich. Im Falle von 4fitness haben wir uns mit der Konzeptphase bewusst Zeit gelassen und im Vorfeld einige Fragestellungen kritisch beleuchtet. Neben der Definition der benötigten Features wurde hier insbesondere das Thema Datenübernahme bzw. Datenimport aus dem bestehenden Shop ausführlich behandelt.

Aufgrund des überschaubaren Produktsortiments von ca. 250 Produkten und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eine optimale Datenübernahme auch auf aufgrund der Attributfunktionen ohne manuelle Nacharbeit nur bedingt möglich ist, entschloss man sich in diesem konkreten Fall, die Produkte von Grund auf neu einzugeben und hierbei zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:

Zum einen wurden die Inhalte manuell überarbeitet, korrigiert und „gepimpt“ und zum anderen konnte bereits während der Produktübernahme auf Magento-Besonderheiten wie die umfangreichen Attributmöglichkeiten gezielt eingegangen werden. Wodurch beispielsweise die Vorteile einer Layered-Navigation auch vollständig und nach Kundenvorstellungen ausgeschöpft werden konnten.

2. Welches Budget steht zur Verfügung?

Während man einen xt:Commerce Shop mit etwas PHP-Wissen in relativ kurzer Zeit realisieren kann, sieht die Welt bei Magento deutlich anders aus. Hier kommt man ohne tiefgreifende PHP-Erfahrung – insbesondere auch mit Entwicklungsframeworks sowie der objektorientierten Programmierung – nur sehr mühsam voran. Durch den Programmieransatz werden zwar vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet, die Komplexität steigt dadurch jedoch ebenso signifikant, was sich wiederum deutlich auf das zu veranschlagende Budget niederschlägt.

Als grober Richtwert für einen Magento-Shop mit Standardfunktionalitäten und einem einfacheren Layout kann man mit Kosten ab ca. EUR 5.000.- rechnen.

Gerade bei Magento sollte man die Finger von „Quick & Dirty Lösungen“ lassen, da diese die Vorteile des Systems häufig aushebeln und man sich dadurch am lange Ende die Investition – auch wenn sie dann möglicherweise geringer ausfallen würde – mitunter gleich ganz sparen kann. Bei Magento gilt der altbewährte Spruch „Von nichts kommt nichts“ in besonderem Maße. Genauso ist es jedoch möglich, mit entsprechendem Engagement Resultate zu erzielen, die alle Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen. Dies sollte man in jedem Fall stets im Hinterkopf behalten.

Das für den 4fitness-Shop benötigte Budget kann man sich bei einer Netto Entwicklungszeit von ca. einem Mann-Monat anhand üblicher Agentur-Stundensätze relativ leicht selbst hochrechnen. Hierbei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass bei uns bereits entsprechende Erfahrung im Umgang mit Magento bestand.

3. Welche Programmiererfahrung haben Sie als Shopbetreiber bzw. Dienstleister?

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei Magento um ein professionelles Shopsystem, das sich Richtung Enterprise-System bewegt bzw. bereits dazu gezählt werden kann. Für Entwickler bedeutet dies – wie bereits erwähnt – dass hier neben einigen Programmiergrundlage fundierte und langjährige Erfahrung in der PHP-Programmierung kombiniert mit Kenntnissen über Entwicklungsframeworks (insbesondere ZEND) unbedingt vorhanden sein müssen.

Zusätzlich sollten Magento-Entwickler neben HTML/XHTML und CSS auch mit XML, JSON, Javascript, AJAX, Prototype, jQuery sowie im Umgang mit mySQL umgehen können.

Gerade die ersten Magento-Gehversuche verlaufen häufig auf sehr steinigem Untergrund. Sofern man noch kein Magento-Projekt realisiert hat, sollte man sich in jedem Fall auf einige „Überraschungen“ sowie „Aha-Erlebnisse“ vorbereiten und dies auch einkalkulieren. Andernfalls kann die Kalkulation sehr schnell „in die Hose gehen“, wobei wir hier auch wieder beim Thema Budget angelangt wären.

4. Wieviel ist Ihnen das Hosting und die Optimierung wert?

Dem Thema Hosting sollte bei einem Magento-Shop ebenfalls mit größerer Sorgfalt begegnet werden. Anfangs hatte Magento den Ruf nicht besonders flott zu sein. Dies hatte zwei Ursachen: Zum einen war es in der Tat so, dass die ersten Versionen von Magento noch an diversen Kinderkrankheiten litten und das Thema Magento-Performance noch einiger Verbesserungen bedurfte. Zum anderen war es jedoch auch so, dass die kritischen Stimmen insbesondere von Leuten kamen, die Magento mit dem sehr schlanken osCommerce verglichen und die Software auf kleinen Shared-Hosting-Paketen einsetzen wollten.

Inzwischen hat Varien hier deutlich nachgebessert und softwareseitig signifikante Performence-Zuwächse erreicht, die in den aktuellen Magento-Versionen auch deutlich spürbar sind. Zusätzlich hat sich inzwischen auch rumgesprochen, dass Magento – bedingt durch die Software-Architektur – einfach mehr Hardware benötigt. Daher haben mittlerweile diverse Hosting-Anbieter reagiert und spezielle Magento-Hosting-Pakete geschnürt.

Wenn man von einem etwas umfangreicheren Shop bzw. einem Shop mit messbarem Traffic ausgeht, empfiehlt es sich in den meisten Fällen, einen eigenen Server an den Start zu schicken und diesen durch einen erfahrenen Systemadministrator speziell für den Einsatz von Magento nochmals optimieren zu lassen. Als grobe Orientierung kann man hier von einem Preisrahmen für das Hosting ab monatlich ca. EUR 100.- ausgehen. Hinzu kommen dann sicherlich – je nach Umfang des Shops – noch einige Stunden für serverseitige Optimierungsmaßnahmen sowie ggf. auch einige Anpassungen auf Softwareseite.

Im Falle von 4fitness handelt es sich beim Hosting um einen Host-Europe Server der Kategorie Server L 6.0:

Prozessor: Dual Core Intel Xeon E3110 (2 x 3,00 Ghz)

Arbeitsspeicher: 2.048 MB SDRAM

Festplatten: 2 x 160 GB SATA HDD RAID1

Betriebssystem: Debian 4.0 etch 64bit

Webserver: Apache 2.2 mit PHP 5.2

Datenbankserver: MySQL 5.0

Es liegt natürlich in der Natur der Sache, dass ein derart ausgestatter Server leistungsfähiger ist, als ein Shared-Hosting-Paket von der „Stange“. Tatsache ist auch, dass zu den meisten Zeiten der Server nicht einmal annähernd an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit arbeitet. Rückblickend war es jedoch eine höchst sinnvolle Entscheidung, auf „billig“-Hosting zu verzichten – denn nur so kann auch in Spitzenlastzeiten eine für den Kunden höchst angenehme, hohe Zugriffsgeschwindigkeit erzielt werden. Außerdem kann durch gezielte Optimierungsmaßnahmen auch jeder einzelne Seitenaufruf deutlich beschleunigt werden.

Im Falle von 4fitness wurden folgende Optimierungen durchgeführt:

a) Anpassen der Apache-, PHP- und MySQL-Konfigurationen mit dem Ziel bester Performance

b) Installation und Einrichtung des PHP-Moduls APC, welches durch zwischenspeichern der kompilierten PHP-Dateien zum Teil eine verdoppelung der Zugriffsgeschwindigkeit erreicht

c) Auslagern der statischen Inhalte (d.h. Bilder, CSS- und JavaScript-Dateien) auf einen anderen Dienst auf dem selben Server (lighttpd), welcher für die optimale Auslieferung solcher Inhalte optimiert ist.

d) Zusätzlich haben wir ein selbst entwickeltes Content-Caching Modul im Einsatz, welches vor allem bei Suchanfragen die Performance stellenweise um den Faktor 10 erhöhen kann, allerdings befindet sich dieses Modul noch in der Testphase und ist nicht öffentlich verfügbar.

Um die Wirksamkeit all dieser Optimierungen überprüfen und bestätigen zu können, haben wir jeweils vor- und nach den Optimierungen Lasttests auf dem Server durchgeführt. Während das Modul APC die Auslastung des Servers bei Zugriffen stark verringert, sorgt das Auslagern der statischen Inhalte für eine vielfach schnellere Ladezeit im Browser. Konkret konnten wir die Seitenladezeit von anfänglich bis zu 7 Sekunden auf inzwischen deutlich unter 3 Sekunden senken – dieser Wert variiert natürlich je nach verfügbarer Internetverbindung. Unter Einsatz unseres Content-Cache Moduls ist sogar noch deutlich mehr zu erreichen.

5. Wie ernst ist Ihnen ihr Shop-Projekt und welchen Zeithorizont bzw. welche Ziele haben sie sich gesetzt?

Gerade für denjenigen, der in den eCommerce „reinschnuppern“ möchte, sollte der Einsatz von Magento gut überlegt sein, da der Initialaufwand nicht zu vernachlassigen ist. Auch der Zeithorizont bis zum Erfolg des Shops kann sich durchaus über viele Monate, zum Teil auch noch deutlich länger hinziehen. Demzufolge sollte man hier unbedingt etwas Zukunftsphantasie und vor allem einen ausreichenden Atem mitbringen. Ein schneller Erfolg über Nacht wird – selbst bei optimaler Implementierung – auch mit Magento kaum realisierbar sein. Noch einmal sei hier erwähnt, dass der Erfolg mit einem Magento-Shop fast ausschließlich mit dem eigenen Engagement steht und fällt.

Bei 4fitness handelt es sich um einen bereits etablierten Shop. Der Relaunch wurde im Mai 2009 vollzogen, wobei die nächste Zielerreichung für Ende des Jahres angepeilt wird. In den ersten beiden Monaten nach Going-Live konnten die Zugriffe um ca. 20% gesteigert werden, wobei die Umsätze mit dem Relaunch noch etwas deutlicher zulegen konnten. Diese ersten Anzeichen stimmen – insbesondere unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen Umfeldes – hier sehr positiv, dass die gesetzten Traffic- und Umsatzziele mit Jahresende auch erreicht werden.

Die Besonderheiten und eingesetzten Module bei 4fitness

BankPayment – Ein Modul zur komfortablen Verwaltung der Zahlungsmethode „Vorauskasse“

CashOnDelivery – Erweitert den Shop um die Zahlungsmethode „Nachnahme“ nach deutschen Erfordernissen

NetAmbition_DirectResize – Unverzichtbares Modul für jeden Shop in dem Produktbilder eine große Rolle spielen. Ermöglicht die komplett flexible Steuerung von Produktbildgrößen in allen Bereichen des Shops

Yoast_MetaRobots – SEO-Modul, mit dem im Magento Backend die Indizierung von Inhalte sehr gut gesteuert werden kann.

TechDivision-PSMEXT-Modul zur flexiblen Anbindung beliebiger Preissuchmaschinen

Eine Anforderung von 4fitness bestand aus einer schnellen und einfachen Anbindung verschiedener Preissuchmaschinen – u.a. Google Base, Preissuchmaschine, Geizhals und Milando. Zusätzlich sollte die Möglichkeit bestehen, auf einfache Art und Weise weitere Preissuchmaschinen zu integrieren, Produktdatensätze für den Export zu verwalten und übersichtlich zu strukturieren. Hierzu wurde von uns ein Magento-Modul entwickelt, mit dem man per Drag & Drop aus den bestehenden Magento-Attributen beliebige Export-Files mit definierbaren Trennzeichen sowie Spaltenüberschriften generieren, abspeichern, ändern und löschen kann. Diese Files können dann beispielsweise als CSV-Datei heruntergeladen oder auf dem Server unter einem eigenen Pfad zum automatischen Update für Preissuchmaschinen abgelegt werden.

 Backend von www.4fitness-shop.deBackend von www.4fitness-shop.de

Fazit

Magento hat sich in dem beschriebenen Fall als die ideale Wahl herausgestellt. Das System ist enorm flexibel, beliebig erweiterbar und anpassbar. Die Bedienung im Backend ist logisch und intuitiv und bei einer vernünftigen und konsequenten Implementierung ist die Software – auch durch die inzwischen enorme Community – sehr zukunftssicher.

Auch wenn der Initialaufwand im Falle von Magento höher als bei diversen anderen Shopsystemen ausfallen wird, sollte sich dieser Mehraufwand mittel- und langfristig in jedem Fall lohnen. Das Kundenfeedback auf den neuen 4fitness-Shop bestätigt daher auch die Richtigkeit dieser Entscheidung.

„Mit Magento setzen wir definitiv auf das richtige Pferd. Die detaillierten Planungen im Vorfeld haben sich ohne Frage bezahlt gemacht und einige Problemfelder bereits vorab ausgeschlossen. Ich kann Magento bei einer strukturierten und durchdachten Herangehensweise jedem Interessenten auch nur wärmstens empfehlen.“ (Jakob Steiner, Inhaber 4fitness)

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