Fokusgruppen
Bei Fokusgruppen setzen Sie sich mit fünf bis zehn Personen zusammen und diskutieren über deren Erwartungen und Gefühlen gegenüber einer Marke, einem Produkt oder einer Site. Auch graphische Entwürfe oder Site-Prototpyen können Sie beurteilen lassen.
Damit lassen sich bewusste Erwartungen der Benutzer erkunden. Nicht herausbekommen Sie, wie die Benutzer tatsächlich mit dem System umgehen werden – daher machen Fokusgruppen vor allem zu Beginn der Konzeption Sinn.
Benutzerprofile/Personas
Benutzerprofile oder Personas sind (meist erfundene) Beschreibungen von typischen Benutzern einer Anwendung. Damit haben alle Beteiligten eine klare Vorstellung, für wen sie eigentlich entwickeln und wer letztendlich mit der Anwendung zurecht kommen muss.
Oft werden drei bis fünf Benutzerprofile angelegt, die die ganze Bandbreite der künftigen Benutzer umfassen. Dabei geht es nicht um Detailgenauigkeit, aber der Leser sollte sich die Person schon lebhaft vorstellen können – weshalb auch oft mit Fotos von Bildagenturen gearbeitet wird, um den Eindruck einer realen Person zu vermitteln.
Nutzungsszenarien
Die Fortentwicklung der Benutzerprofile sind die Nutzungsszenarien („Use Cases“). Dabei überlegen Sie sich, wie die zukünftigen Nutzer mit der Anwendung umgehen werden. Beschreiben Sie, was in welcher Reihenfolge getan wird. Das ist leichter, wenn Sie dabei konkrete Menschen im Kopf haben, als wenn Sie das ganz abstrakt tun.
Hat die Anwendung komplexe Funktionen wie etwa eine Bank-Website, werden manchmal diese alle in einer Aufgaben-Analyse (Task Analysis) schrittweise beschrieben. Das stellt sicher, dass für die Erledigung komplexer Aufgaben kein Schritt bei der Umsetzung vergessen wird.
Kartenlegen/Card Sorting
Mit dem so genannten Kartenlegen (Card Sorting) kann man Ordnung in eine große Menge Begriffe bringen. Eingesetzt wird das z.B., um die geplante Struktur (Informations-Architektur) einer Site festzulegen.
Die typischste Anwendung: Begriffe einordnen
Dabei werden alle Begriffe für die vorgesehenen Inhalte der Website jeweils auf eine eigene Karteikarte geschrieben. 40 bis 80 Begriffe sind dabei keine Seltenheit. Der Stapel wird gemischt, und mehreren Benutzern einzeln bzw. kleinen Gruppen von Benutzern übergeben. Sie sollen die Karten in Kategorien gruppieren und für die Kategorien jeweils einen Überbegriff vorschlagen. Manchmal werden die Begriffe von den Benutzern jeweils auch mit einer Note für ihre Wichtigkeit versehen.
Es ist sinnvoll, bei dieser Anwendung des Kartenlegens keine Kategorienamen vorzusehen (wie „Über uns“ oder „Service“). Denn damit wird bereits eine Struktur vorgegeben. Sinn der Übung ist aber, die Struktur zu finden, die den meisten Benutzern logisch erscheint.
Papierprototyp-Tests
Sie können die Usability testen, bevor eine einzige Seite gestaltet oder gar in HTML erstellt wurde. Mit Papier und Stift lassen sich zum Testen schnell und kostengünstig einfache, aber wirkungsvolle Prototypen erstellen.
Informations-Architektur testen
Die bereits ausgearbeitete Struktur einer Site wird mit Papierkarten nachgebildet (weshalb diese Methode manchmal ebenfalls als Variante des Kartenlegens aufgefasst wird). Jeder Menüeintrag kommt auf eine Karte und alle Begriffe, die in einem gemeinsamen Untermenü sind, landen in einem Stapel – der Oberbegriff obenauf. (z.B. „Über uns“ ganz oben, darunter „Angebotspalette“, „Geschichte“, „Mitarbeiter“, „Kontakt“).
Benutzern wird nun eine Aufgabe gestellt (z.B. „Finden Sie die Telefonnummer der Kundenbetreuung!“) und sie müssen aus den Kartenstapeln den Begriff heraussuchen, unter dem sie auch auf der Website suchen würden.
Als Variante können Sie auch die Struktur der Site bzw. die wichtiger Bereiche Testpersonen als Sitemap vorlegen. Fragen Sie sie, was sie hinter den einzelnen Seitentiteln vermuten oder stellen Sie ihnen auch hier Aufgaben.
Navigations-Architektur testen
Auch die Navigation können Sie mit Papierprototypen testen: Zeichnen Sie den funktionalen Aufbau wichtiger Seiten auf je ein Papier und legen Sie diese nacheinander den Testpersonen vor. Beginnen Sie mit der Startseite und erklären Sie, was außer dem Dargestellten noch zu sehen sein wird. Fragen Sie, was die Personen tun würden und worauf sie klicken würden. Legen Sie dann die entsprechende Seite vor, die bei diesem Klick auf dem Bildschirm erscheinen würde.
So können Sie komplette Site-Besuche simulieren. Sie finden damit heraus, ob die Struktur nachvollziehbar ist, ob die Benennung und Reihenfolge der Links klar ist und mit Einschränkungen sogar, ob die Anordnung der Elemente auf der Seite verstanden wird. Je nach dem Ziel Ihres Tests können Sie mit handgezeichneten Skizzen arbeiten oder Sie erstellen ausgefeilte Navigationsskizzen (Wireframes oder Mock-ups) in einem Zeichenprogramm.
HTML-Prototyp-Tests
Etwas realistischer sind Tests mit schnell zusammengebauten HTML-Prototypen (Klick-Dummys). Diese können beliebig komplex sein – je nachdem, was Sie untersuchen möchten. Um Struktur und Navigation zu testen, genügen Seiten mit Blindtext, auf denen nur eine Überschrift und die Menüs abgebildet sind.
Bei solchen Tests können die Benutzeraktionen auch vom Computer protokolliert werden – sehr hilfreich für die Auswertung, wenn viele Testpersonen engagiert werden.
Die Übergänge von HTML-Prototyp-Tests und Tests mit Beta-Versionen, bei denen Gestaltung und Inhalte schon in groben Zügen vorhanden sind, sind fließend. Denken Sie aber daran: je später Sie testen, desto mehr Arbeit ist es, beim Testen gefundene Usability-Probleme zu beheben.
Kurzanalyse/Usability Review
Manchmal wird ein Usability-Experte mit der Kurzanalyse einer Site oder eines Konzepts beauftragt (Usability Review). Der Experte beurteilt aus seiner Erfahrung, wo Probleme bei der Bedienung mit der Site liegen könnten, und gibt Empfehlungen zur Verbesserung.
- 1. Teil: Methoden der Usability
- 2. Teil: Grundlagen der Analyse 1
- 3. Teil: Grundlagen der Analyse 2 & Fazit
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[…] 2. Teil: Grundlagen der Analyse 1 […]