Video selbst produzieren


Eine gut durchdachte Video-Strategie ist essenziell für Unternehmen

Videos sind aus dem Internet nicht mehr wegzudenken. Sie sind für einen immer größeren Teil des Netzverkehrs verantwortlich, und vor allem steigt auch die Zeit stetig, die Nutzer mit Videogucken verbringen. Wer Video anbietet, macht seine Site für die Besucher attraktiver. Und er verbessert auch seine Sichtbarkeit in den Suchmaschinen.

Was zeige ich?

Doch welche Videos soll man auf seine Site stellen, wenn man nicht gerade eine Filmproduktionsfirma ist? Folgende Inhalte bieten sich an:

  • Produktpräsentationen
  • Interviews mit Mitarbeitern oder Kunden
  • Vorträge (nur Ausschnitte!)
  • Seminare (nur Ausschnitte!)

Wenn Sie gelegentlich Präsentationen bei Kunden machen, können Sie diese filmen. Oder Sie nehmen es auf, wenn Sie einen Vortrag halten. Vielleicht können Sie auch einfach jemanden filmen, der Ihr Produkt benutzt. Oder Sie lassen einen Mitarbeiter zu Wort kommen, der das Produkt bei Ihnen herstellt. Geschäftsführer oder Vorstand haben dagegen meist am wenigsten zu sagen – aber später zu den Inhalten mehr.

Ein Video muss nicht zwangsläufig mit einer Videokamera entstehen. Auch aus Fotos, etwas Musik und einem Sprechertext lassen sich ordentliche Videos produzieren. So kann man etwa mit vier, fünf hoch aufgelösten Profifotos eines Produktes einen zwanzigsekündigen Film machen, in dem ein Sprecher aus dem Off die Vorteile dieses Produktes erklärt. Dabei fährt man die Bilder ab, bewegt sie hin und her, so dass der Eindruck von Bewegung entsteht. Vorsichtig eingesetzte Musik hilft, den Clip noch emotionaler und kurzweiliger zu machen.

Wie zeige ich meine Inhalte?

Wie bei allen anderen Inhalten ist auch bei Video das Konzept entscheidend. Filmen Sie nicht einfach darauf los. Sondern überlegen Sie

  • wen Sie ansprechen wollen.
  • was Sie erreichen wollen.
  • was Sie zeigen wollen.
  • welchen Stil Sie möchten.

Erst wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, überlegen Sie, wie sich das technisch umsetzen lässt. Und halten Sie sich vor allem zurück, vorschnelle Investitionen zu tätigen. Eine Kamera kaufen können Sie auch noch einen Tag vor dem Dreh.

Was macht ein gutes Video aus?

Es ist kurz.

Und, noch wichtiger, aber schwieriger: Es ist kurzweilig. Je kürzer das Video ist, desto einfacher ist es, es nicht langweilig werden zu lassen. Daher beschränken Sie sich unbedingt in der Länge. Versuchen Sie nicht, zu viel Inhalte in ein Video zu packen. Das ist bei Texten für Ihre Website schon problematisch, aber da sieht der Nutzer mit einem kurzen Blick, dass die Seite einfach zu lang ist. Er kann den unteren Teil überfliegen und sieht an den Zwischenüberschriften (die Sie hoffentlich haben), worum es im Rest des Textes geht.

Bei einem Video hat der Nutzer diese Möglichkeit nicht. Er kann einfach nur abbrechen (die Möglichkeit zum Vorspulen nutzt im Web fast niemand). Und dabei bleibt meist ein ungutes Gefühl – Habe ich nicht doch noch was verpasst? Was wäre da noch gekommen? Bekomme ich die Informationen auch anderswo?

Die lohnendste Anschaffung für gute Videos

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, dann sollten Sie als nächstes ein Buch lesen. Denn die lohnendste Investition, wenn Sie Webvideo machen wollen, ist nicht die in technische Geräte, sondern die in ein Buch zum Thema Video. Das Buch zu lesen kostet Sie ein paar Stunden. Aber allein dadurch wird die Qualität von dem, was Sie produzieren, um Welten besser. Wenn Sie nur einige wenige grundlegende Regeln kennen, dann sehen Ihre Videos nicht mehr nach Laienvideos aus.

Ich persönlich empfehle das Buch Online-Video von Dushan Wegner . Es ist nicht ganz neu (2007) und ist auch nicht besonders schön gestaltet (s/w, sehr klassisches Layout). Aber inhaltlich bringt das Buch alles Wesentliche. Und vor allem ist der Autor kein Perfektionist oder Technikfan. Er rät Ihnen nicht zu überflüssiger Ausrüstung und weiß, dass viele erstmal starten wollen. Dabei hilft er und gibt unschätzbare Tipps, wie man ordentliche Videos dreht. Schon auf Seite 31 hat man sein erstes Video bei Youtube hochgeladen, und es ist mit Sicherheit besser als 2/3 der anderen Videos, die dort jede Sekunde hochgeladen werden. Wer das Buch bis zum Ende liest und die Tipps beherzigt, der ist sicher bei den qualitativ besten 10 Prozent dabei.

Gute Inhalte für ein Video

Jedes gute Video erzählt eine Geschichte. Vermeiden Sie, einfach nur zu erzählen, was man im Bild sieht, das wirkt schnell langweilig. Natürlich müssen Bild und Text zusammenpassen, aber geben Sie mit dem Text weitere Informationen, die das Bild nicht liefert.

Sparen können Sie sich Videos mit Grußbotschaften vom Vorstand oder Geschäftsführer. Solche Texte will schon niemand lesen, als Video kommen sie schon gar nicht an. Sie müssen durch die Professionalität Ihrer Site und ihr Verhalten vermitteln, dass die Besucher Vertrauen zu Ihnen haben können. Es bringt nichts, wenn Sie das in einem Video sagen. Zwar neigt man mehr dazu, einem Menschen zu glauben, den man auch sieht. Aber wenn der etwa nur sagt, dass die Bedürfnisse der Kunden für ihn das Wichtigste sind, dann bemerkt jeder zumindest unbewusst, dass hier ein Widerspruch liegt: Es ist Verschwendung der Zeit der Kunden, sie mit Phrasen zu belästigen. Offenbar hat der Sprechende doch nicht so viel an seine Kunden gedacht, sondern mehr daran, wie er sich darstellen will.

Was aber zum Beispiel funktionieren kann: Wenn der Geschäftsführer eine persönliche Garantie gibt und diese in einem Video kurz erklärt. Also nicht nur etwas wie „für Ihre Zufriedenheit verbürge ich mich“, sondern eine Erklärung, was der Kunde genau machen muss, wenn dieser nicht zufrieden ist und was genau dann passiert. So etwas kann Vertrauen aufbauen, wenn es professionell gemacht ist.

Noch schöner: Lassen Sie den Chef eine Geschichte erzählen von einem unzufriedenen Kunden. Dieser hat sich beschwert, die Mitarbeiter haben es dem Chef gleich berichtet, er hat persönlich angerufen bei dem Kunden und die Mitarbeiter haben sein Problem schnell gelöst. So wurde aus einem unzufriedenen ein glücklicher Kunde.

Dabei dürfen Sie natürlich nicht zu dick auftragen – es muss glaubhaft bleiben und am besten so erzählt sein wie in einem persönlichen Gespräch. Texte ablesen wirkt nie gut, das dürfen nur Nachrichtensprecher – und die haben gelernt, wie man das richtig macht.

Trauen Sie sich (oder ihrem Chef) nicht zu, dass Sie bzw. er im Video natürlich rüberkommt, dann nehmen Sie lieber Fotos und lassen Sie einen professionellen Sprecher die Geschichte aus dem Off erzählen. Mit etwas Geschick können Sie aus einigen Fotos eine aufgemotzte Diaschau erstellen und daraus ein vertontes Video machen. Nehmen Sie in dem Fall aber unbedingt einen Profi-Sprecher (für 3 Minuten Text ab ca. 300 Euro zu haben).

Gute Technik eines Videos

Für die (von Laien unbewusst) wahrgenommene Qualität eines Videos sind vor allem zwei Dinge entscheidend:

  • Sauberer Ton
  • Ordentliches Licht

Das wissen die wenigsten, die mit dem Video-Drehen beginnen. Sparen Sie sich die Investition für eine Kamera und besorgen Sie sich als Erstes ein gutes Mikrofon. Besser, Sie drehen mit Ihrem Handy und haben einen ordentlichen Ton, als dass Sie eine gute Consumer-HD-Kamera kaufen und dessen eingebautes Mikrofon verwenden. Mit den meisten aktuellen digitalen Fotoapparaten können Sie mittlerweile auch Video mit recht guter Qualität produzieren.

Lässt sich in Ihre vorhandene Kamera das Mikrofon einstecken, ist das optimal. Geht das mit ihrer Kamera nicht, dann nehmen Sie den Ton parallel auf und setzen Sie danach Ton und Bild im Schnittprogramm zusammen. Das ist zwar mühsam, aber den Kameraton können Sie bei allen billigen Kameras vergessen. Selbst bei Profikameras ist der Kameraton immer nur eine Notlösung.

Nur wenn Sie lediglich etwas Umgebungsgeräusch („Atmo“) brauchen, können Sie den Kameraton brauchen. Aber immer dann, wenn man Menschen sprechen hören soll oder andere Details zu hören sein sollen, müssen Sie auf den Ton peinlich genau achten.

Nehmen Sie möglichst nur dort auf, wo es wirklich leise ist. Auf einer belebten Straße geht es gar nicht, aber auch Innenräume sind oft problematisch. Lüftende Computer, Klimaanlagen, surrende Lampen, Telefonate aus dem Nachbarzimmer, Schritte auf dem Gang – alles, was wir im Alltag ausblenden, fällt uns sofort negativ auf, wenn wir es in einem Video hören.

Schlechtes Licht fällt vor allem in drei Fällen auf: Wenn das Bild zu dunkel ist, wenn das Bild einen unnatürlichen Farbstich hat oder wenn eine Person vor der Kamera schlecht ausgeleuchtet ist. Filmen Sie also bei einem Interview nie eine Person, die vor dem Fenster steht. Idealerweise bauen Sie drei Lampen auf – zwei, die den Interviewpartner von vorn (links und rechts) beleuchten und eine, die ihn von schräg hinten beleuchtet. Wie genau das geht, ist in dem Buch von Wegner gut erklärt.

Ans Herz legen möchte ich Ihnen auch, Wegners „11. Gebot“ zu beachten: Du sollst Menschen niemals vor einer weißen Wand filmen. Das sieht immer schrecklich aus, wird aber immer wieder gemacht.

Der dritte Anfängerfehler ist am leichtesten zu vermeiden, trotzdem sieht man ihn ständig: die unruhige Kamera. Nutzen Sie für Interviews unbedingt ein Stativ (oder legen Sie die Kamera auf einen Tisch oder eine andere feste Unterlage). Auch wenn Sie im Fernsehen heute viele Interviews sehen, bei denen der Kameramann immer wieder etwas Bewegung ins Bild bringt – lassen Sie es. Das ist eine Technik für Profis, und vor allem ist es eine Technik fürs Fernsehen. Für die noch immer meist recht kleinen Videos im Internet ist sie nicht geeignet. Und unnötig ist diese Bewegung auch – denn Ihre Videos sollten sowieso so kurz sein, dass Langeweile nie aufkommen kann.

Außerdem gilt während der Aufnahme: Finger weg vom Zoom. Der Zoom dient dazu, einmal Ihr Motiv ins Bild zu setzen. Während Sie drehen, lassen Sie den gewählten Bildausschnitt am besten immer, wie er ist. Wollen Sie für längere Interviews Abwechslung, dann drehen Sie mehrere Versionen: z.B. einmal recht nah am Interviewpartner und nochmal mit den gleichen Fragen von etwas weiter weg. Bewegung während der Aufnahme sollten Sie als Anfänger vermeiden. Wenn Sie aber darauf bestehen, dann bewegen Sie die Kamera oder lassen Sie Ihren Interviewpartner gehen.

Noch mehr Tipps

Wer schließlich noch mehr Tipps will, findet in dem Buch von Wegner viele – es lohnt sich, das Buch immer wieder aufzuschlagen, denn alles auf einmal kann man unmöglich umsetzen. Etwa wie man sich richtig kleidet, um vor der Kamera zu erscheinen. Wie man interessante Fragen stellt und gute Antworten von Interviewpartnern bekommt. Oder wie man einen Dialog zwischen zwei Personen interessant filmt. Oder wie man Menschen am besten ins Bild setzt (auf keinen Fall mittig und von zu weit weg).

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