Der korrekte Korrekturprozess


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„Vertrauen ist gut, Kontrolle bringt Qualität“ – Diesen Leitsatz sollte jeder Online-Redakteur verinnerlicht haben. Doch wie sieht die Praxis aus? Um Licht in das Dunkel der Redaktionsstuben zu bringen, nahm eine Umfrage auf Contentmanager.de (November/Dezember 2006) den Korrekturprozess unter die Lupe.

205 Online-Redakteure beantworteten die Frage „Wie viele Personen sind in Ihrer Online-Redaktion am Korrekturprozess eines Artikels beteiligt?“ Es zeigt sich: Rund 88 Prozent der Online-Redakteure unterziehen ihre Artikel einer Korrektur. Das ist zunächst ein erfreulicher Wert. Hält er jedoch einer genaueren Analyse stand? Wie sieht der Korrekturprozess im Detail aus?

Umfrageergebnis:

Es erfolgt keine Korrektur: 12,7 %
Nur der Autor selbst: 33,7 %
Eine weitere Person: 34,6 %
Zwei weitere Personen: 14,6 %
Mehr: 4,4 %

Vier-Augen-Prinzip nicht etabliert

„Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg einer Website.“ Das hat sich zwar schon herumgesprochen. Trotzdem bringen nur knapp über die Hälfte aller Online-Redaktionen die nötigen Ressourcen auf, um einen zweiten Redakteur in den Korrekturprozess einzubeziehen.

Oft fällt es jedoch dem Verfasser eines Artikels schwer, die nötige Distanz zu seinem eigenen Text herzustellen. Fehler bleiben unerkannt. Zwei Augenpaare sehen mehr als eines und deshalb sollte das Vier-Augen-Prinzip im Redaktionsalltag eine Selbstverständlichkeit sein. Die Erstellung eines qualitativ hochwertigen Dokuments ist ein gemeinsamer Prozess, der Zeit und Einsatz erfordert. Dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein.

Effektives Korrigieren

Auch Korrigieren will gelernt sein. Es genügt nicht, wenn Sie Ihrem Kollegen einen Artikel mit den Worten „Lies doch mal bitte“ in die Hand drücken. Vielmehr ist dem Korrektor mitzuteilen, auf welche Fehlerart er sich konzentrieren soll. Gleichzeitig auf Inhalt, Richtigkeit der Fakten, Stil, Grammatik und Orthographie zu achten, gelingt nur den wenigsten.

Machen Sie Ihren Korrektor auf problematische Passagen aufmerksam. Tun Sie das nicht, wird der Korrektor mit großer Wahrscheinlichkeit Ihren Text lediglich auf Rechtschreibfehler hin prüfen – das belegt die Content Studie 2006/2. Die Angaben der an dieser Studie teilnehmenden Online-Redakteure überrascht – leider nicht positiv:

Auffällig ist, dass der Kontrolle der inhaltlichen Ebene nur die unterste Priorität zukommt. Nur 57,2 Prozent der Befragten prüfen die Richtigkeit des Inhalts und 56,1 Prozent die Struktur des Textes. Angesichts der Tatsache, dass der Content als der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Website gilt, hätten wir hier höhere Werte erwartet.

Überprüfung innerhalb der SchlussredaktionQuelle: Content Studie 2006/2

Die Information, auf welche Fehlerart zu achten ist, allein reicht jedoch nicht aus. Dem Korrektor ist außerdem die Zielgruppe und Aussageabsicht des Textes mitzuteilen. In manchen Fällen ist es zudem sinnvoll, dem Korrektor zusätzliches Material wie Quellen oder Textvorlagen an die Hand zu geben.

Verloren in der Korrekturschleife?!

Der Zeitfaktor spielt beim Korrekturprozess eine entscheidende Rolle. Die Praxis zeigt, dass dem Korrektor einerseits ein Zeitlimit gesetzt werden muss, um das rechtzeitige Erscheinen des Artikels zu gewährleisten. Andererseits muss dem Korrektor genügend Zeit für eine sorgfältige Prüfung zur Verfügung stehen, sonst ist das Ergebnis nicht zu gebrauchen. Wie ist dieser Balanceakt zu meistern? – Hier ist das Management gefragt!

Das Management hat dem Korrekturprozess einen festen Platz im Projektplan einzuräumen. Der Korrekturprozess darf keinesfalls „nebenher“ laufen. Den Mitarbeitern ist zu signalisieren, dass nicht der Autor allein für den Text verantwortlich ist, sondern auch eine schlecht durchgeführte Korrektur Konsequenzen nach sich zieht.

Jedoch gilt auch: Time is Money. Die für den Korrekturprozess aufgewendete Zeit steigt proportional mit der Anzahl der involvierten Personen. Deshalb darf der Korrekturprozess nicht zur Endlosschleife ausarten. Sind zu viele Personen in den Korrekturprozess einbezogen, blockieren sie sich gegenseitig. Die Folge: Der Artikel gewinnt nicht an Qualität, sondern wird verwässert.

Im Extremfall möchte niemand die Verantwortung für die Endfreigabe übernehmen. Das Erscheinen des Artikels verzögert sich unnötig. Wählen Sie deshalb gezielt die geeigneten Korrektoren aus – beispielsweise je nach Problemstellung oder Thema des Artikels.

Koordination und eindeutige Kommunikation führen Ihren Korrekturprozess zum Erfolg!

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